Lukas Rietzschel: Mit der Faust in die Welt schlagen

Ostdeutschland, irgendwo in der nordsächsischen Provinz. Dort wachsen die Brüder Philipp und Tobias auf. Die Geschichte beginnt im Jahr 2000, zehn Jahre nach der Wiedervereinigung.
Die Rede war von blühenden Landschaften, aber hier blüht eigentlich nicht so richtig was. Das Leben in den Betonplatten ist irgendwie ganz okay, aber für die jungen Leute auch relativ trostlos. Die Industrie liegt brach, bis zu den Tagebauen, die alles wegfressen, ist es nicht weit.
Die Menschen befürchten den Verlust ihrer Heimat, was Philipp und Tobias mit ihrem Leben anstellen wollen, ist unklar.
In Dresden gibt es Naziaufmärsche, und überhaupt spitzt sich die Stimmung ziemlich zu.

Der letzte Satz dieser Beschreibung hat eine gewisse Dramatik, und auch der Ullstein-Verlag hat ihn so ähnlich aufgeschrieben. Im Fall dieses Romans ist es allerdings so, dass dieses Geschehen irgendwann auf den letzten Seiten einsetzt und man als Leser ein wenig das Gefühl hat, dass hier etwas aus PR-Zwecken aufgebauscht werden soll, was aber eigentlich gar nicht wirklich aufzubauschen ist.
Der Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ hat zudem einen dramatischen Titel. Dabei ist in diesem Buch nur sehr wenig dramatisch. Stattdessen wird die Geschichte von Jugendlichen erzählt, die einerseits recht behütet, aber andererseits auch recht piefig aufwachsen – und die Ventile suchen, um sich irgendwie abzureagieren und sich von der älteren Generation abzuwenden.
Wer sich für solche Charakter- und Gesellschaftsstudien interessiert, für den ist das Buch sicherlich spannend. Aber letztlich passiert dann doch zu wenig, was spannend ist, und dem Titel und der Beschreibung wird Lukas Rietzschels Roman nicht gerecht.

Lukas Rietzschel: Mit der Faust in die Welt schlagen
Ullstein, 319 Seiten
5/10


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