Chez Krömer: Erika Steinbach

DI 10.03.2020 | 22.00 Uhr | rbb

Kurt, da war nix. Gar nix.
Kurt Krömer sagt, dass er sich in seine Sendung Freunde und Arschlöcher holt. Diesmal muss es Letzteres gewesen sein. Obwohl die Arschloch-Gespräche in der Regel weitaus gelungener sind.
Diesmal war Erika Steinbach in „Chez Krömer“ zu Gast. Zu sehen war am Dienstagabend im rbb das grandiose Scheitern des Kurt Krömer.
Erika Steinbach war lange Präsentin des Bundes der Vertriebenen, nach langen Jahren ist sie aus der CDU ausgetreten, sagt offen, dass sie AfD wählt, und sie leitet eine AfD-nahe Stiftung. Bekannt ist sie für ihre rechtskonservativen Ansichten.

Normalerweise funktioniert die Sendung so, dass Krömer in seinem Verhörraum seinen Gast befragt. Er hakt nach, wenn irgendwas unklar ist, und er ist gut vorbereitet, hat Fakten auf seinem Tisch zu liegen.

Diesmal hatte Kurt Krömer: Emotionen. Abneigung. Er knallte Erika Steinbach lauter Platitüden an den Kopf. Mehrfach warf er ihr war, verbittert zu sein. Dabei lächelte sie ihn an, und es war klar: Die Frau ist einiges, aber nicht verbittert. Diese Frau ruht in sich, sie ist mit sich im Reinen, und Krömers Angriffe prallten an ihr ab, sie fand sie sogar amüsant.
Was sie sagt, widere ihn an, sagte Kurt Krömer. Zwischendurch ist er rausgegangen, um eine zu rauchen – und um sich zu beruhigen.
Zwischendurch wollte er sie in Sachen Thüringen festnageln, aber das war blödsinnig – denn was genau hätte sie dazu sagen sollen. Dass sie es gut findet, dass Ramelow bei der ersten Wahl nicht gewählt worden ist, ist nicht überraschend. Sie nannte Ramelow ein Kommunist. Genau da hätte Krömer einhaken können, aber statt Fakten zu bringen, eine Gegenrede, war er einfach nur empört.
Dass Erika Steinbach findet, dass die Ehe für alle keine gute Sache sei, fand er auch empörend und hielt ihr vor, welche AfDler oder Rechtspopulisten schwul oder lesbisch seien. Was nett ist, aber auch an Steinbach abprallte, denn sie sagte auch, dass die Leute privat machen könnten was sie wollen, nur die Ehe wolle sie ihnen nicht geben.

Es war quasi nicht auszuhalten. Kurt Krömer wirkte schlecht bis nicht vorbereitet, oder er ließ sich von seinen Ekelgefühlen übermannen. Er hatte der Frau nichts entgegenzusetzen, und Beschimpfungen helfen niemandem weiter. Das Schlimme ist: Erika Steinbach ging als Siegerin vom Platz. Sie konnte alles weglächeln, sie blieb ganz gelassen, sie lachte Krömer eigentlich sogar aus. Weil der ihr nichts vorhielt, was faktenbasiert war, musste sie sich auch nicht wirklich für etwas verteidigen.
Vielleicht ging es Kurt Krömer aber auch darum, die Hilflosigkeit aufzuzeigen, die wir an den Tag legen, wenn es darum geht, Leuten wie Erika Steinbach zu zeigen, wie die Gesellschaft heute ticken kann.
Wie auch immer Kurt Krömer an diese Sendung rangehen wollte – er ist grandios und auf schlimme Weise gescheitert.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 9. März 2021)


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Kommentare

2 Antworten zu „Chez Krömer: Erika Steinbach“

  1. ThomasS

    Erika Steinbach (Jahrgang 1943) versus Charlotte Knobloch (Jahrgang 1932) … das wäre mein Traum-Duell! Ich bin überzeugt, die beiden älteren Damen verbindet seit Jahrzehnten eine herzliche gegenseitige Abneigung.

    Warum Krömer hier relativ zahnlos aufgetreten ist, darüber lässt sich natürlich treffich spekulieren. Könntest du dir vorstellen, dass ihm seitens des rbb-Intendanten ein Maulkorb verpasst wurde?

  2. RT

    Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.

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