Überraschungsevent (37): Viel Tunnel am Ende des Lichts

(36) -> 14.1.2020

Der Startschuss fiel im April 2016. Einmal im Monat wollen wir uns gegenseitig überraschen. Und immer darf der andere nicht wissen, wo genau wir hingehen werden – erst vor Ort wird das Geheimnis gelüftet. Der Termin muss beim anderen natürlich abgefragt werden, alles andere nicht. Die Preisgrenze liegt bei 30 Euro. Diesmal durfte ich das Event planen, im nächsten Monat ist sie dran.

Diesmal waren wir in Charlottenburg, und wenn man vor dem Europacenter steht, dann kann man das alte West-Berlin-Gefühl erahnen. Das Europacenter war ja immer das Prestigeding der damaligen Zeit, und als wir in das Einkaufszentrum gingen, ging mir im Kopf herum: Warum denke ich immer, das Ding sei tot? Es herrscht durchaus Leben im Europacenter. Es gibt viele Läden, unten diverse Bars. Und die Stachelschweine.
Das Kabarett-Theater ist in Berlin eine echte Institution. Hier traten Legenden wie Wolfgang Gruner auf. Im vergangenen Jahr feierte es das 70. Jubiläum.

Wir sahen einen Kabarettabend unter dem Motto „Viel Tunnel am Ende des Lichts“. Es geht um eine Frau und einen Mann, die vom Dach des Europacenters springen wollen. Er, weil seine Firma scheinbar ruiniert ist – er stellte Sülze in Dosen her -, und sie, Lehrerin, weil sie auch am Ende ist. Ein Dritter kommt dazu, er will das Center in die Luft jagen. Die anderen denken aber, dass auch er springen wollte.
Und so kommen sie ins Gespräch und besprechen die gesellschaftliche und politische Lage.

Dachte ich am Anfang noch, ob es spannend sein könnte, über Selbstmordgedanken zu reden und ob das den Abend tragen könnte, ging es dann ordentlich zur Sache.
Die Parteien – und zwar alle – kriegten ihr Fett weg, die Politiker, die Gesellschaft. Es ging um die allgemeine Hysterie. Um den Umstand, dass wir nicht mehr miteinander diskutieren können. Darum, was in den Schulen abgeht und wie sehr es mit der Bildung abwärts geht. Um die drohende Spaltung der Gesellschaft, und um die Umwelt ging es auch.

Das Stück ist sehr sehenswert und ein gesellschaftlicher Rundumschlag. Es appelliert, dass wir wieder mehr miteinander ins Gespräch kommen müssen. Um zu erörtern, was ist. Und um Lösungen zu finden.
So spannend der Abend auch war, solche Kabarettprogramme sind auch immer ein Stückweit deprimierend, weil man im Laufe von zwei Stunden gezeigt bekommt, was alles im Argen liegt. Das Kabarett zeigt ein sehr düsteres Bild von der Gesellschaft. Lustig zwar, aber eben eigentlich düster.
Das entspricht der Zeit, und ich fand es auch gut. Aber so mit ein bisschen Abstand frage ich mich auch, ob man so einen Abend so dermaßen düster gestalten muss. Andererseits komme ich dann auch immer zur Antwort, dass ein Kabarettabend keine bunte Gala zur Zerstreuung ist. Es handelt sich dabei auch immer um geistige, manchmal anstrengende Arbeit. Das Stück ist im Idealfall der Beginn für eine längere Unterhaltung darüber auf dem Rückweg.


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Eine Antwort zu „Überraschungsevent (37): Viel Tunnel am Ende des Lichts“

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