Timur Vermes: Die Hungrigen und die Satten

Mit der Hitler-Satire „Er ist wieder da“ hat Timur Vermes gleich mit seinem Erstling einen riesigen Erfolg eingefahren. Anhand der fiktiven Story, dass „der Führer“ wiedererwacht ist und wie die Gesellschaft reagiert und wie rechts sie überhaupt tickt, sorgte er 2012 für Furore.
2018 ist „Die Hungrigen und die Satten“ erschienen, und wieder wendet sich der Autor einem gesellschaftspolitischen Thema zu, das hochbrisant ist: Deutschland und die Flüchtlingsfrage.

Deutschland und Europa sind für Flüchtlinge nahezu unerreichbar geworden. Die Geflüchteten stranden schon in Afrika. Im Norden des Kontinents entstehen riesige Lager mit Millionen Menschen.
In Deutschland ist die Moderatorin Nadeche Hackenbusch ein großer Star. In ihrer Doku-Sendung kümmert sie sich um die Armen und Schwachen. Die Quoten sind gut. Aber diese Idee könnte für steigende Zuschauerzahlen sorgen: Sie soll nach Afrika reisen und sich in einem der großen Flüchtlingslager umschauen.
Und es ist die ganz große Story. Denn Nadeche Hackenbusch engagiert sich. Sie hilft. Und das erfolgreich – auch für den Sender, der sich über riesiges Interesse freut.
Als sich die Hackenbusch aber mit 150.000 Flüchtlingen zu Fuß von Afrika in Richtung Europa und Deutschland macht, da werden in der deutschen Politik einige sehr nervös.
Es entsteht eine Hysterie auf vielen Seiten. Die Rechtsradikalen rasten aus, die Politik sucht nach Lösungen, und der Privatsender überträgt den Marsch der Flüchtlinge aufwendig live.

Das Buchcover von „Die Hungrigen und die Satten“ erscheint erst mal ein bisschen lahm. Auch die Beschreibung auf dem Buchrücken ist ein bisschen nichtssagend. Aber das Buch hat es in sich. Denn die Story ist explosiv.
Das Cover zeigt „Die Hungrigen“ nämlich hinter einem Zaun, den man, wenn man über das Cover streicht, auch spüren kann. Das erschließt sich erst im Laufe der Zeit.
Der Roman ist eine Satire. Irgendwie. Die Frage, was eigentlich passiert, wenn wirklich 150.000 Flüchtlinge – im Laufe des Marsches werden es noch viel mehr – in Richtung Deutschland marschieren.
Auch einer Klatschstory – Moderatorin reißt nach Afrika, kümmert sich, verliebt sich in einen Flüchtling – wird ein Politdrama, in dem sich die Situation mehr und mehr aufschaukelt. Absurd. Aber auch unmöglich?

Timur Vermes: Die Hungrigen und die Satten
Eichborn, 509 Seiten
8/10


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