Jojo Rabbit

Johannes Betzler (Roman Griffin Davis) ist zehn, und er ist überzeugter Nazi. Sagt er. Aber eigentlich hat er auch ein bisschen Angst. Gerade jetzt, im Nazi-Ferienlager. Dort sollen die Kinder gedrillt werden, denn der Führer braucht jeden noch so jungen Mann. Aber einem Kaninchen den Hals umdrehen? Eine Granate werfen? Da nimmt Jojo Hasenfuß, wie man ihn nun nennt, reißaus.
In der deutschen Provinz, 1945. Nach einer schweren Verletzung ist Jojo wieder zu Hause. Seine alleinerziehende Mutter Rosie (Scarlett Johansson) kümmert sich um ihn. Er klebt nun Plakate für Nazis und ist schockiert, als er mit seiner Mutter plötzlich vor auf dem Marktplatz Gehenkten steht – gehenkt, weil sie im Widerstand waren.
Jojo dagegen will unbedingt Mitglied in der Hitler-Partei werden. Hitler (Taika Waititi) ist sein Freund, der ihm auch immer wieder erscheint, mit dem er spricht.
Als er herausfindet, dass seine Mutter ein jüdisches Mädchen auf dem Dachboden versteckt, versteht Jojo die Welt nicht mehr. Er will ein Buch über Jeden schreiben, und deshalb beginnt er, mit Elsa (Thomasin McKenzie) über alles mögliche zu reden. Sind die Juden etwa gar keine solche Monster, wie Jojo immer gehört hat?

An den Humor von „Jojo Rabbit“ muss man sich ein wenig gewöhnen. Denn der Film von Taika Waititi, der ja auch als Hitler auftritt, ist eine bitterböse Satire. Ein Film mit vielen überzeichneten Rolle mit bösen, lustigen Untertönen. Wenn Hitler den kleinen Jojo anspornt, er solle zu einem guten Soldaten werden und sich bitte um den Juden „kümmern“ und ihn dabei immer kumpelhaft Zigaretten anbietet, dann ist das irgendwie lustig, auch wenn einem das Lachen manchmal im Halse stecken bleibt.
Roman Griffin Davis ist für diesen Film ein echter Glücksfall. Er spielt den Jungen, der einerseits fanatisch ist in dem, was er da macht. Andererseits aber schmächtig und ängstlich. Später erforscht er das jüdische Mädchen, und sein Denken ändert sich von Tag zu Tag. Es ist die etwas andere Coming-Of-Age-Geschichte, die für Jojo eine schlimme Wendung nehmen wird.
Der Film zeigt in seiner lustigen Art aber durchaus ernsthaft den Wahnsinn der letzten Kriegstage. Es wirkt lustig, wie da die Kinder mitkämpfen müssen, Kanonen schleppen – so weit hergeholt ist aber aber gar nicht.
„Jojo Rabbit“ ist auf jeden Fall der ungewöhnlichste Film über den Zweiten Weltkrieg seit langem.

-> Trailer auf Youtube

Jojo Rabbit
USA 2019, Regie: Taika Waititi
Fox, 108 Minuten, ab 12
8/10


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