Lea Streisand: Hufeland, Ecke Bötzow

Franzi hat schon mal Amerika gesehen. Das sagt sie so, aber es ist eher, nun ja, unwahrscheinlich. Denn Franzi wohnt in der DDR – und die Mauer dort ist undurchlässig. Aber ihr bester Freund Rico hat gesagt: „England und Amerika sind wie die DDR und die BRD.“ Zwischen den beiden deutschen Ländern stehe die Mauer, zwischen England und Amerika sei die Ostsee. Und weil Franzi ja schon mal an der Ostsee war…
Franzi wohnt in Berlin, der Hauptstadt der DDR. Ihr Kiez ist der Bötzowkiez, die Hufelandstraße und die Bötzowstraße, bis hin zum Filmtheater am Friedrichshain.
Franzi erzählt, wie sie dort aufwächst. Wie sie mit ihrer Mutter zur 1.-Mai-Parade will, vom Wunsch endlich Pionier zu sein. Und vom Mauerfall und wie ihre Lehrerin in der Schule sich auch erst mal umgewöhnen muss…

„Hufeland, Ecke Bötzow“ heißt der Roman von Lea Streisand. Sie erzählt darin ihre eigenen Erinnerungen an die Kindheit in der DDR, während der Wendezeit und der Zeit danach. Wobei Franzi nicht Lea ist, wie sie betont.
Die Erzählungen darüber, wie Kinder diese Zeit erlebten, sind durchaus interessant. Gerade auch, wenn man sie selbst auch so oder so ähnlich miterlebt hat.
Schade ist aber die Oberflächlichkeit des Romans, denn leider sind die Geschichten mehr Streiflichter als ein Roman. Ist die Kindheit noch relativ ausführlich erzählt, kommt die Wende dann relativ lapidar. Das geht zwar aus Sicht des Kindes in Ordnung, weil das Mädchen sich vermutlich nie so genau damit beschäftigt hatte (und der Roman ist in Ich-Form), aber es wäre trotzdem spannender gewesen, da tiefer einzusteigen.
Die Nach-Wende-Erzählen sind dann leider bis auf wenige Ausnahmen schon fast langweilig, das letzte Drittel franst dann vollkommen aus.
Hätte sich die Autorin auf einen engeren Zeitraum konzentriert, wäre dieser Roman vermutlich sehr viel dichter und besser geworden.

Lea Streisand: Hufeland, Ecke Bötzow
Ullstein, 221 Seiten
5/10


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