Die DDR im Herbst 1989 – Großdemonstration auf dem Berliner Alexanderplatz am 4.11.89

SO 03.11.2019 | 0.25 Uhr (Mo.) | mdr-Fernsehen

„Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen! Nach all’ den Jahren der Stagnation – der geistigen, wirtschaftlichen, politischen – den Jahren von Dumpfheit und Mief, von Phrasengewäsch und bürokratischer Willkür, von amtlicher Blindheit und Taubheit. (…) Einer schrieb mir – und der Mann hat recht: Wir haben in diesen letzten Wochen unsere Sprachlosigkeit überwunden und sind jetzt dabei, den aufrechten Gang zu erlernen!“
Stephan Heym

„Ich wünsche für meine Urenkel, dass sie aufwachsen ohne Fahnenappell, ohne Staatsbürgerkunde und dass keine Blauhemden mit Fackeln an den hohen Leuten vorübergehen!“
Steffie Spira

Es war der Sonnabend, 4. November 1989, als das Fernsehen der DDR gegen 11.20 Uhr auf den Berliner Alexanderplatz schaltete. Dort fand eine genehmigte Demonstration statt, initiiert von den Kulturschaffenden in Ost-Berlin. Zum ersten Mal fand ganz offiziell eine derartige Veranstaltung statt, die nicht von der SED organisiert worden ist, sondern vom Volk ausging.
Fast drei Stunden lang dauerte die Abschlusskundgebung. Vor schätzungsweise 200.000 Menschen sprachen mehr als 20 Leute, und es sind auch 30 Jahre danach noch spannende drei Stunden.
Der mdr zeigte den kompletten Mitschnitt in der Nacht zum Montag innerhalb des Programmschwerpunktes „Freiheit 89“.

Der Schauspieler Ulrich Mühe sprach ebenso wie sein Kollege Jan Josef Liefers. Steffie Spira und Stephan Heym sprachen Sätze, die hängen blieben. Markus Wolf, der 1986 in leitender Funktion bei der Stasi war, sprach ebenfalls. Politbüro- und SED-Mitglied Günter Schabowski stellte sich auch vor die Hunderttausenden und sagte, man höre zu und man wolle Veränderungen vornehmen. Doch die Demonstrierenden wollten das nicht mehr hören. „Tschüß“ stand auf einem Plakat direkt neben der kleinen Rednerbühne.
Die anderen sprachen darüber, was sie wollen und was sie nicht wollen, wie sie sich eine andere DDR vorstellten – von einer Einheit mit der Bundesrepublik war da überhaupt nie die Rede.
Nur fünf Tage später war vieles von dem, was auf dieser Kundgebung gesagt worden ist, schon wieder hinfällig. Der Lauf der Geschichte ging weiter, rasend.

-> Hintergrund auf Wikipedia
-> Die Kundgebung auf Youtube


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