Wahl 19: Thüringen

SO 27.10.2019 | 17.30 Uhr | Das Erste

Es gibt Momente, da sieht man einen Politiker, man hört ihm zu, und fragt sich, ob er noch ganz bei Trost ist.
Thüringen hat gewählt. Die Linke ist stärkste Kraft, gleich dahinter folgt die rechte AfD mit Björn Höcke an der Spitze, der laut Gerichtsurteil Faschist genannt werden darf. Die CDU folgt auf Platz 3.
Das Problem für die Linke: Es ist völlig unklar, mit wem sie eigentlich regieren soll. Linke und CDU scheint eine undenkbare Mischung zu sein.

Dietmar Bartsch, dem Fraktionschef der Linken im Bundestag, scheint das alles wurscht zu sein. Hauptsache gewinnen. Er war am Sonntagabend ziemlich schnell nach der ersten Prognose im Wahlstudio der ARD.
Richtigerweise fragte ihn die Moderatorin Wiebke Binder, wie denn das nun sei, wenn so unklare Verhältnisse herrschen. Dietmar Bartsch hat die Frage entweder nicht verstanden oder den Ernst der Lage nicht begriffen, denn er lächelte nur selig. Es fühle sich „heute wunderbar an“, es sei ein klarer Regierungsauftrag. Das sagte er auch noch mal, als Wiebke Binder die Frage wiederholte. Alles tutti, und es lief ja auch in den vergangenen fünf Jahren richtig toll, so Bartsch sinngemäß. Er wirkte wie vom anderen Stern.
Als Christian Hirthe von der CDU darüber sprach, wie kompliziert nun alles sei, da lächelte Bartsch immer noch so, als sei die Regierung längst gebildet.
Mit diesem Auftreten, der jegliches Gefühl für der Situation angemessene Worte und Gesten vermissen lässt, befördert der Linke die Politikerverdrossenheit weiter.

Außerdem muss wohl mal über den Begriff „bürgerlich“ gesprochen werden. Denn Alexander Gauland von der AfD sprach im ARD-Interview davon, dass es ja eine bürgerliche Mehrheit mit seiner Partei gebe. Schaut man bei Wikipedia nach, was eine bürgerliche Partei ist, dann könnte das auf die AfD sogar mitunter zutreffen. Aber eben nur mitunter: Björn Höcke ist aber bei weitem nicht der einzige AfD-Politiker, der rassistische Äußerungen tätigt, dessen Jargon stark an die Nationalsozialisten in den 1930ern erinnert. Ob das dann noch bürgerlich ist, sei dahingestellt. Die „Mitte“ ist die AfD jedenfalls nicht. Sie steht rechts, und sie rückt immer weiter nach rechtsaußen. Und wer in Thüringen einen Mann wie Höcke mitgewählt hat, kann nicht sagen, man habe von nichts gewusst.


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