Gottschalks große 80er-Show

SA 26.10.2019 | 20.15 Uhr | ZDF

Wer noch einen Beweis dafür brauchte, dass Deutschlands Einheit nach 30 Jahren immer noch nicht in den Köpfen angekommen ist, der musste sich am Sonnabend im ZDF nur „Gottschalks große 80er-Show“ ansehen. Denn die Redaktion der Show hat sich dem Thema mal wieder ausschließlich aus westdeutscher Sicht genähert.

Immer wieder wird insbesondere den Westdeutschen vorgeworfen, sich eigentlich nie so wirklich mit Ostdeutschland und der DDR befasst zu haben. Womit haben sich die Leute dort beschäftigt? Welche Ereignisse haben sie geprägt? Welche Musik haben sie gehört?
All das ging den Menschen in der alten Bundesrepublik so ziemlich am Allerwertesten vorbei.
Im Gegensatz zu den Ostdeutschen. Schon zu DDR-Zeiten haben sie – wenn es technisch funktionierte – Westfernsehen geschaut und Westradio gehört. Sie wussten, was im Westen los war.

In „Gottschalk große 80er-Show“ ging es zweieinhalb Stunden lang aber nur darum, was in der alten Bundesrepublik geschah. Kultur, Fernsehen, Musik, Politik.
DDR? War da was? Gab es die?
Ja! Katarina Witt war zu Gast, aber so wirklich über den Osten sollte sie doch besser nichts erzählen. Nur einmal, als es um westdeutsche Fernsehserien ging, merkte sie an, dass es ja auch in der DDR Fernsehhighlights gegeben habe. Vermutlich hat sie noch mehr davon erzählt, aber das scheint weggeschnitten worden zu sein. Später beschwerte sich Kati Witt darüber, dass diese Show komplett aus westdeutscher Sicht erzählt worden ist.
Die DDR kam nur als Randnotiz vor und zur Wende. Ansonsten interessiert sich scheinbar auch 2019 beim ZDF immer noch niemand für die DDR.
Aber ganz nüchtern betrachtet: am 3. Oktober 1990 ist die DDR dem Gebiet der Bundesrepublik beigetreten. Vorher war die Bundesrepublik halt kleiner als heute, und was da früher drüben war – wen interessiert’s…

PS: Positiv zur ZDF-80er-Show ist zu sagen, dass die Interpreten alle live sangen. Man griff, wie sonst üblich, nicht auf die 80er-Jahre-Playbacks zurück, sondern alle mussten in der Jetztzeit ihre stimmlich Bestes geben. Das war oft sehr spannend, nur Paul Young tat sich extrem schwer.


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