Gelobt sei Gott

Die Katholische Kirche, das Zölibat und der Kindesmissbrauch. Es ist ein Thema, das nicht zu den Akten gelegt werden darf. Zumal die Katholische Kirche selbst nicht gerade dafür bekannt ist, die Fälle aufzuklären und für Konsequenzen zu sorgen.
Es hängt auch an dieser Floskel: „Gott sei Dank.“
Kardinal Philippe Barbarin sagte 2016, als es um die Missbrauchsvorwürfe gegen den französischen Pfarrer Bernard Preynat ging: „Gott sei Dank sind die Taten bereits verjährt.“
Es war irgendwie dahingesagt, aber es zeigte auch, dass es den Kirchenleuten wohl doch nicht darum ging, etwas aufzuklären, sondern darum, ihre eigenen Ärsche zu retten.
Der französische Filmemacher Francois Ozon kümmert sich in seinem Film „Gelobt sei Gott“ um dieses Thema.

Alexandre Guérin (Melvil Poupaud) hat ein gutes Leben mit eigener Familie. Aber seine Vergangenheit lässt es ihn nicht los. Als Kind ist er von einem Pfarrer missbraucht worden. Als er erfährt, dass eben dieser Pfarrer immer noch im Dienst ist und immer noch mit Kindern zu tun hat, will er sein Schweigen brechen.
Er will alles öffentlich machen. Aber vor allem will er, dass sich weitere Opfer melden und sich ebenfalls in der Öffentlichkeit zu Wort melden.
Noch ahnt er nicht, was er damit lostritt.

Francois Ozon verzichtet in seinem Film darauf, die schlimmen Szenen zu zeigen, um die es eigentlich geht. Wir erleben sie entweder nur aus den Erzählungen, oder die Rückblenden beschränken sich nur auf die Zeit vor oder nach den Taten.
Diese Taten schockieren nicht – weil sie ja nicht unbekannt sind -, aber sie machen wütend. Der Film zeigt sehr gut die Ignoranz der Kirche, mit diesem Thema umzugehen. Täter werden geschützt, werden offenbar nicht mal versetzt. Es wird ignoriert, verschwiegen, gelogen.
So liegt der Fokus in diesem Film dennoch bei den Opfern. Die Art, damit umgehen. Die Angst, die Scham – und dann den Willen, dagegen vorzugehen.
Und so dramatisch das alles ist – es ist nicht sehr dramatisch erzählt, und der Film hat auch ziemliche Längen. Aber vermutlich auch, um zu zeigen, es hört nie auf, es kommen immer neue Opfer.
Der Fall wühlt einen auf, der Film irgendwie nicht so wirklich. Dafür wirkt er fast ein wenig zu nüchtern.

-> Trailer auf Youtube

Gelobt sei Gott
Frankreich 2018, Regie: Francois Ozon
Pandora, 137 Minuten, ab 6
6/10


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