Zwischen uns die Mauer

Die Liebe wird ein Politikum. Ein Fall für die Stasi. Bis 1989 trennte eine Mauer Ost und West. Für heutige Jugendliche vermutlich kaum noch vorstellbar. 1984 war das Realität.

Anna (Lea Freund) reist aus Westdeutschland mit einer kirchlichen Jugendgruppe nach Berlin. Dazu gehört auch und vor allem ein Ausflug nach Ost-Berlin, um dort andere kirchliche Jugendliche zu treffen. Ein Ost-West-Austausch. Philipp (Tim Bülow) hat es ihr gleich angetan. Sie kommen ins Gespräch, und schnell ist klar: Da ist mehr.,
Sie schreiben sich Briefe, und bald reist sie wieder nach Berlin und wieder in den Osten zu Philipp. Es ist Liebe.
Doch die Mauer macht eine gemeinsame Zukunft unmöglich, aber Philipp beginnt, Fluchtpläne zu schmieden. Doch die Stasi hat sie längst im Visier.

„Zwischen uns die Mauer“ erzählt die wahre Geschichte einer Liebe zwischen den deutschen Systemen. Das sind Storys, die auch heute noch funktionieren und vor allem auch erzählt werden müssen. Immer wieder. Denn diese Geschichten erzählen auch von der Freiheit, die es in den 80ern nicht in dem Maße gab, die wir heute erleben.
Der Zuschauer fiebert mit Anna und Philipp mit. Wobei es durchaus erstaunlich ist, wie schnell die Liebe um sich greift – aber es ist eben die erste Liebe, und sie scheint umfassend.
Dass Anna aber dermaßen naiv ist, ständig bei Philipp anrufen zu wollen, wo er ihr doch erzählt hat, dass das Telefon der Pfarrersfamilie von der Stasi abgehört wird, ist verwunderlich.
So stark die Story auch ist, so schwach sind leider die Bilder des Films. Zu sehen ist immer dieselbe runtergekommene Straße in Ost-Berlin. Hinzu kommt der Konsum, in dem drei Waren traurig im Schaufenster lagen – das ist ein doch recht billiges Klischee. Ebenso die sächselnden Grenzleute.
Ärgerlich ist an zwei Punkten die Schlampigkeit der Filmemacher. Ganz am Anfang reist die Jugendgruppe zunächst nach West-Berlin, und wir sehen eine Einstellung vom Zoopalast mit dem Bikini-Haus daneben. Da geht ein Raunen durchs Kinopublikum, denn dieses Bild ist leider sehr eindeutig 2019, und das wäre absolut unnötig gewesen, es macht die Atmosphäre vollkommen kaputt. Auch klang die S-Bahn am Tränenpalast in der Friedrichstraße 1984 nicht wie 2019, und das fällt leider auch auf.
Dennoch: Trotz der Klischees und kleinen Fehler – die Geschichte selbst funktioniert, sie ist packend, und sie erfüllt auch ihren Zweck.

-> Trailer auf Youtube

Zwischen uns die Mauer
D 2019, Regie: Norbert Lechner
Alpenrepublik, 110 Minuten, ab 6
7/10


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