Dieter Bührig: Mauerriss

Wismar und die Insel Poel, 1989: Es ist das Jahr, in dem die Ära DDR zu Ende gehen wird. Im Frühjahr weiß das aber noch niemand. Noch immer versucht die Staatsmacht zu sichern, was sie meint, sichern zu müssen.
Die Geschichte beginnt jedoch zehn Jahre zuvor in Gotha: Aus einem Museum werden teure Gemälde gestohlen. Von Wismar aus sollen sie in alle Welt verkauft werden – für harte Devisen.
Doch die Zahlen scheinen sich zu ändern. 1989 wird der Wind rau, und die Bilder liegen immer noch in einem Lagerhäuschen auf Poel. Dort wächst der Widerstand gegen die SED, besonders als nach der Kommunalwahl im Mai, als klar war, dass die Ergebnisse manipuliert worden sind.
Es beginnt eine Jagd auf die Bilder, der Schriftsteller Christian und seine Frau suchen nach ihnen. Er führt auch nach Mühlenbeck, wo die Kunst und Antiquitäten GmbH, ein Außenhandelsbetrieb der DDR, ein großes Lagerhaus hatte. Aber auch der Kampf um die Meinungsherrschaft in der DDR spielt eine immer größere Rolle.

Der Roman „Mauerriss“ wird leider erst in der zweiten Hälfte wirklich interessant. Der Anfang ist seltsam dröge, auch wird überhaupt nicht klar, worin eigentlich genau der Kriminalfall bestehen soll. Der Roman ist auf dem Cover als „Kriminalroman“ angekündigt – aber eigentlich ist er das gar nicht.
Viel mehr beleuchtet der Roman das Wendejahr 1989 rund um Wismar. So ist der Roman zwar keine Dokumentation, er hat aber dokumentarische Momente. So wird durchaus realistisch erzählt, wie die DDR-Polizei einschritt, wenn es „Zwischenfälle“ gab, wie die Kommunalwahlen abliefen und wie die ersten Friedensgebete abliefen. Es geht um Korruption und das Ende der Stasi.
Wenn auch der Krimi-Aspekt stark zu vernachlässigen ist, so ist „Mauerriss“ aber ein ziemlich interessanter Wende-Roman.

Dieter Bührig: Mauerriss
Gmeiner, 273 Seiten
7/10


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