Andreas Steinhöfel: Die Mitte der Welt

Phil war lange nicht zu Hause. Als er aber zurück in die Villa “Visible” kommt, gibt es Stress. Seine Mutter Glass und seine Zwillingsschwester Dianne sprechen nicht mehr miteinander. Warum, weiß Phil nicht.
Dass sie ein besonderes Leben führen, ist er gewöhnt. Wer sein Vater ist, weiß Phil nicht. Es ist ein Geheimnis seiner Mutter. Die hatte im Laufe der Welt immer wieder Männer, die aber schnell wieder Geschichte waren. In der Reihenhaussiedlung am Rande der Kleinstadt, haben sie ein sehr besonderes Haus: efeuumrankt, geheimnisumwittert, leicht runtergekommen. Man sieht sie schief an, in dieser Siedlung.
Als sich aber Phil in einen Mitschüler verliebt und er dann tatsächlich mit Nicholas zusammen ist, die erste Liebe erlebt, treten die Familienprobleme in den Hintergrund. Aber nur kurz, und auch Nicholas hat Geheimnisse, hinter die Phil einfach nicht steigen kann.

Bereits 1998 veröffentlichte Andreas Steinhöfel seinen Roman „Die Mitte der Welt“. Das sollte man erwähnen, denn dass die Geschichte schon vor 21 Jahren das erste Mal veröffentlicht worden ist, merkt man ihr ganz und gar nicht an. Sie ist modern, wirkt aktuell, genauso könnte man sie heute noch schreiben.
Wie selbstverständlich geht Steinhöfel mit der ersten schwulen Liebe von Phil um, wie überhaupt alle – nun ja, natürlich nicht alle, aber die meisten – ganz locker damit umgehen.
Es ist faszinierend zu lesen, was Phil erlebt, wie er denkt, wie er versucht, mit den Unwägbarkeiten des Lebens umzugehen. Wer den Film von 2016 kennt, der wird in diesem Buch noch viel ausführlicher lesen können, was rund um Visible passiert. Der Roman ist lange nicht so rosarot-kitschig wie der Film.
Am Ende muss man loslassen, obwohl – da verrät man sicher nicht zu viel – es da eigentlich erst so richtig losgeht.

Andreas Steinhöfel: Die Mitte der Welt
Carlsen, 477 Seiten
9/10


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