Mehr als nur Fische fangen

Der Anglerverein Kremmener Seerose ist mit 420 Mitgliedern die größte Gruppierung in der Stadt

MAZ Oranienburg, 23.7.2019

Kremmen.
Die Fußballer? Der Sportverein? Die Antwort auf die Frage, welcher Verein, was die Zahl der Mitglieder angeht, der größte in Kremmen ist, lautet: der Anglerverein Kremmener Seerose 1971. „Wir haben 420 Mitglieder“, sagt der Vereinsvorsitzende Bernd Wianke. Der 74-jährige Berliner lebt den Sommer über in Kremmen. Das Vereinshaus steht am Kremmener See, fast in Sichtweite zur Seelodge.

Bereits 1922 haben sich die Angler in der Stadt zusammengeschlossen. Den Verein in seiner jetzigen Größe gibt es allerdings erst seit 1. Januar 2018. Es ist eine wechselvolle Geschichte. Schon Ende der 60er hatte der Verein mehr als 400 Mitglieder. Aber es gab dann Streit um den Bau der Bootshäuser am See. Er führte zu einer Spaltung zwischen den Seeanglern und den Kanalanglern. Im Januar 1971 kam es deshalb zur Teilung und zur Bildung der Ortsgruppe II. Erst 2006 gab es erste Bestrebungen, beide Vereine wieder zusammenzuführen, doch erst 2017 kam es zu einem entsprechenden Beschluss, der dann im Folgejahr vollzogen worden ist.

Haupttreffpunkt der Vereinsmitglieder ist das in den 70er-Jahren erbaute Anglerheim. „Es zu erhalten ist über die Jahre hinweg ein erheblicher Aufwand gewesen, sagt Armin König-Piechaczek. Der 57-Jährige aus Kremmen ist zweiter Vorsitzender des Vereins. Etwa 1000 Stunden im Jahr seien nötig, um alle Arbeiten rund um den Verein zu absolvieren.

Wer den Vereinschef Bernd Wianke fragt, was ihn am Angeln reizt, wird eine überraschende Antwort bekommen. „Ich bin gar kein Angler.“ Er ist derjenige, der sich seit 1996 um die Abläufe im Verein kümmert, der das Vereinsleben organisiert. „Das macht mir Spaß“, sagt er. Seit 1984 ist er Mitglied, weil er damals über den Schwiegervater dazu kam und alles faszinierend fand – bis auf das Angeln selbst eben. „Das interessiert mich überhaupt nicht.“ Da er aber dennoch der Kümmerer ist und alles zusammenhält, habe das im Verein bislang niemanden wirklich gestört, sagt er.
Ganz anders Armin König-Piechaczek. „Ich bin seit 45 Jahren dem Angeln treu“, erzählt der Monteur für Bauelemente. Die Leidenschaft dafür habe er von seinem Vater. „Er hat uns immer mitgenommen.“ Heute weiß er: „Was gibt es Schöneres, als am Wasser zu sitzen?“ Die Wasserqualität habe sich in den vergangenen Jahren verbessert. Es gibt Karpfen, Schleie, größere barsche oder auch Rotfedern. „Die Plötzen machen sich ein bisschen rar“, sagt er. Er benutzt Naturköder wie Rot- oder Tauwürmer, auch verpuppte Fleischmaden. Wenn es passt, fährt er den ganzen Tag raus. „Man packt aus, setzt sich hin. Nicht nur das Angeln ist ja interessant. Man sieht eine Schwanenfamilie vorbeischwimmen oder andere Vögel. Man kommt runter vom Alltag.“ Bernd Wianke dagegen lächelt: „Mich hat das nur aufgeregt“, sagt er, und beide lachen.

Aber es ist nicht nur das Angeln. Der Verein sorgt am Kremmener und Ruppiner Kanal für die Pflege mit entsprechenden Arbeitseinsätzen. Auch rund um das Vereinsheim wird alles sauber gehalten. Hinzu kommt das Hegefischen, wo es darum geht, überzähligen Bestand bestimmter Fischarten zu dezimieren. „Und natürlich geht es auch um die Gemütlichkeit“, sagt Armin König-Piechaczek. „Viermal im Jahr ist bei uns Tanz und Essen.“ Dann ist das Vereinsheim am See voller Menschen. Sie blicken „zufrieden und stolz“ auf ihren Verein, sagen die beiden Männer. „Wir sind eine schlagkräftige Truppe“, so Bernd Wianke. Nächstes Event: das Veteranenangeln am kommenden Sonnabend. Morgens um sechs geht’s los.


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