Traumfabrik

Dies ist vermutlich der bislang unwahrscheinlichste und kitschigste Film-Beitrag, der sich in irgendeiner Art und Weise um den Mauerbau 1961 in Berlin dreht. Aber es handelt sich ja um genau das, eine „Traumfabrik“.

August 1961 in Potsdam. Emil (Dennis Mojen) bittet seinen Bruder Alex (Ken Duken), der als Kulissenbauer im DEFA-Studio Babelsberg arbeitet, um einen Job. Tatsächlich kann Alex ihn irgendwie unterbringen. Emil ist Komparse.
Das aber geht fürchterlich schief. So schief, dass er rausgeschmissen wird. Allerdings verliebt er sich während der Arbeiten unsterblich in die Tänzerin Milou (Emilia Schüle). Das scheint sogar auf Gegenseitigkeit zu stoßen.
Die Tänzerin, die in Paris lebt, fährt jeden Tag nach der Arbeit ins Hotel nach West-Berlin.
Doch dann kommt der 13. August 1961 – Mauerbau. Milou kommt nicht mehr nach Potsdam – und Emil ist unglücklich.
Da der Mauerbau auch in den DEFA-Studios zum Chaos führt, gelingt es Emil sich ein eigenes Büro zu ergaunern. Sein Plan: Er will für Milou einen Film erschaffen. Sie muss nach Babelsberg zurückkommen.

Das alles wird in einer Rahmenhandlung von Opa Emil (Michael Gwisdek) erzählt, und der Enkel lauscht der Geschichte. Und selbst Opa sagt, er könne oder wolle gar nicht so genau sagen, was denn an der Story ausgedacht sein könnte.
Der Film „Traumfabrik“ erzählt nicht nur von der Traumfabrik Babelsberg – er ist es selbst auch ein bisschen. Erzählt wird sowohl von der DEFA, als auch von der Liebe. Letzteres wirkt ziemlich dick aufgetragen, und am Anfang wirkt das auf eine seltsame Art aufgesetzt und unglaubwürdig – und auch ein bisschen schlecht gespielt. Doch das wandelt sich glücklicherweise. Dann kann man sich mit dem Kitsch ganz gut anfreunden.
Was aber auch an den großen Bildern liegt – den Dreharbeiten in Babelsberg, den Blicken durch die Studios. Der Mauerbau wirkt zwar in diesem Film erstaunlich harmlos und geht im Kitsch auch fast ein bisschen unter, aber letztlich ist das in einer Traumfabrik durchaus hinzunehmen.
Dennis Mojen ist in seiner ersten Hauptrolle zu sehen – das macht er, der aussieht wie der junge Leonardo DiCaprio, echt gut. Die mit der Liebe zaudernde Emila Schüle spielt den Kitsch eben so, wie er ist: kitschig.
Eigentlich könnte sich das wie das Grauen lesen, aber auf eine Weise fesselt die „Traumfabrik“, bei der von allem irgendwie immer zu viel zu sehen ist. Aber entziehen kann man sich dem am Ende nicht.

Traumfabrik
D 2018, Regie: Martin Schreier
Tobis, 128 Minuten, ab 6
7/10


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