Édouard Louis: Im Herzen der Gewalt

Eigentlich wollte Édouard in Paris schnell nach Hause. Es ist Weihnachten. Er begegnet einem jungen Mann. Sie gehen zu ihm nach Hause. Doch diese Nacht endet dramatisch – mit Gewalt und mit einer Waffe. Für Édouard ein echtes Trauma, das er in den Tagen danach aufarbeitet.

In seinem zweiten Roman beschreibt der französische Jungautor Édouard Louis die autobiografische Geschichte dieser Nacht. Der Leser erfährt, was passiert ist, vom Kennenlernen, über Tat bis zur Anzeige bei der Polizei.
Allerdings erfährt der Leser diese Geschichte nur aus Erzählungen danach. Und meist ist es nicht Louis, der die Geschichte erzählt. Über weite Strecken hört Édouard zu, wie seine Schwester diese Story ihrem Mann erzählt, im inneren Monolog von Édouard kommentiert. Zwischendurch erzählt er auch selbst, an anderen Stellen auch außenstehender Erzähler.
Und das alles sehr atemlos, sehr schnell, hektisch wirkend. Man bekommt kaum Luft beim Lesen.
Andererseits lässt einen das Geschehen seltsam kalt. Denn wir sind nicht Teil davon. Wir erfahren alles irgendwie aus zweiter Hand, man fühlt sich in einer merkwürdigen Art ausgeschlossen.
Deshalb sind die Momente, in denen die dramatischen Augenblicke beschrieben werden, hart. Aber die komplizierte Erzählweise macht ein Mitfiebern leider kaum möglich.

Édouard Louis: Im Herzen der Gewalt
Fischer Taschenbuch, 224 Seiten
4/10


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