Brisant: Wie verlässlich sind Pränataltests?

DI 30.04.2019 | 18.10 Uhr | mdr-Fernsehen

Die Debatte um Pränataltests ist wichtig. Dabei geht es um die Kostenübernahme von Bluttests zur Früherkennung von Trisomie. Und um die Frage, wie zuverlässig solche Tests sind und ob dadurch die Hemmschwelle sinke, ein möglicherweise erkranktes Kind abzutreiben?
Der mdr – und vorher Das Erste – zeigte am Dienstagabend im Boulevardmagazin „Brisant“ einen Beitrag über diese Debatte. Allerdings war das Stück von Marion Mück-Raab und Secilia Rappert eher etwas für die Tränendrüse – auf recht unangenehme und alles andere als ausgewogene Art.

Im Mittelpunkt des rührseligen Beitrages stand Carina Kühne. Sie hat das Downsyndrom, Trisomie 21, und gerade zieht sie in ihre eigene Wohnung. Sie liebt es, Klavier spielen und schauspielert ab und zu. Das ist gut. Die Frau führt ein lebenswertes Leben.
Unterlegt sind die Szenen mit leichter Klaviermusik, offenbar von Carina Kühne selbst gespielt. Als es dann aber um die Pränataltests geht und diese mit entsprechenden Bildern gezeigt werden, ist plötzlich bedrohliche Musik zu hören. Eine ganz klare Beeinflussung und Kommentierung der beiden Autorinnen des Beitrages.
Ein Experte kommt zu Wort, und es wird darauf hingewiesen, dass die Tests unsicher sein können. Dass diese Tests also darauf hinweisen könnten, dass beim Ungeborenen ein Downsyndrom vorliegen könnte, dass das aber auch fehlerhaft sein könne. Dass aber werdende Eltern daraufhin schon eine Abtreibung vornehmen könnten. Alle dies mit bedrohlicher Musik im Hintergrund.

Der Beitrag endet wieder mit Carina Kühne. Sie sei geschockt, dass der Test nun von den Kassen bezahlt werden könne. Sie sagt, nicht gewollt zu sein, da habe ihr nicht so gut getan. Dass man merke, man sei nicht gewollt und werde abgetrieben.
Die Sprecherin des Films sagt dann noch, dass Carina Kühne nicht unter dem Downsyndrom leide, sondern nur unter den Blicken und Reaktionen der Menschen.
Das ist harter Tobak. Und es ist schwierig. Und es ist ein Vergleich, der nicht wirklich zulässig ist. Denn eines ist klar: Carina Kühne wurde nicht abgetrieben. Sie ist am Leben, und ihr geht es gut.

Untersuchungen, ob das Kind im Mutterleib gesund ist, gibt es immer öfter. Ist es krank, stehen die Eltern vor einer schwierigen Entscheidung. Abtreiben oder gebären?
Einseitige Berichte wie der am Dienstag in „Brisant“ sind da alles andere als hilfreich. Denn es ist auch ganz klar, dass nun mal auch die Mutter entscheiden muss, was mit und in ihrem Körper passiert. Sie müssen beraten werden, und natürlich gehört dazu auch, zu zeigen, wie Menschen mit dem Downsyndrom leben.
Aber auf die Tränendrüse zu drücken und zu sagen, was wäre, wenn ich abgetrieben worden wäre, das ist schwierig. Zumal wir uns dann wohl alle geschockt vor eine Kamera setzen und ganz allgemein drüber sprechen könnten, wie schockiert wir seien, dass es Leute gibt, die – aus welchen Grünen auch immer – Abtreibungen vornehmen. Und dass wir vielleicht nicht erwünscht sein könnten.

Die Vor- und Nachteile der Pränataltests müssen gezeigt werden. Dass es im mdr-Boulevardmagazin „Brisant“ auf diese einsetig-emotionalisierende Weise passiert, fühlt sich eher wie eine Kampagne an.


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