Karneval in Köln

MO 04.03.2019 | 20.15 Uhr | Das Erste

Bernd Stelter hat am Rosenmontagabend im Ersten Witze über Frauen mit Doppelnamen gemacht. Und keine Frau mit Doppelnamen kam auf die Bühne gelatscht, um ihm mitzuteilen, dass seine Witze scheiße sind.
Ist das jetzt eigentlich gut oder schlecht?
Fakt ist jedenfalls, dass das eigentlich Spannende der mehr als dreistündigen Show „Karneval in Köln“ gar nicht zu sehen war.

Stattdessen hat der WDR davor den, hüstel, Skandal gestreut. Zweimal sechs Stunden (!!) dauerten die Aufzeichnungen für die große Rosenmontagsshow, und in einer ist es passiert.
Der Humorist Bernd Stelter machte sich über Annegret Kramp-Karrenbauer lustig, über ihren komplizierten Doppelnamen, der ja von allen deshalb nur AKK abgekürzt werde. So weit, so lahm. Der Monolog war langweilig und altbacken – aber so ist er eben, der Fernsehkarneval.
Und seien wir mal ehrlich: Eigentlich würden wir uns öfter wünschen, dass jemand im Publikum mal pfeift und dann auf die Bühne geht, um dem Typen da vorne mal mitzuteilen, dass das, was er da macht, ziemlich mies ist.
In einer der Aufzeichnungen war es dann auch wirklich eine Frau, die Stelter erst auspfiff und dann auf die Bühne kam, um ihm zu sagen, dass Witze über Doppelnamen so boring sind – und sie selbst hat auch einen.

Ja, klar, ein bisschen albern ist es schon, zum Karneval zu gehen und dann zu glauben, dass man als Zielgruppe nicht verarscht wird. Damit muss man schon rechnen. Dann beleidigt zu sein, auf die Bühne zu gehen und den Humoristen auf sein Fehlverhalten anzusprechen, muss man sich auch erst mal trauen, kann man sich eventuell aber auch sparen. Zumal sie vermutlich noch wochenlang den Internet-Shitstorm über sich ergehen lassen muss.

Dass der WDR den ungeplanten Auftritt der Dame in der Show nicht gezeigt hat, war richtig – für alle Beteiligten. Für die Show selbst, weil es nun mal eine (wenn auch nicht gute) Unterhaltungsshow ist und das nicht reinpasst. Für die Frau, damit man ihren albernen Auftritt nicht noch mal ausbreitet. Für Bernd Stelter, dessen lahme Witzeparade so erst richtig offengelegt worden wäre.


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