Der verlorene Sohn

Es darf nicht sein, was einfach nicht sein kann. Es ist nicht gottgewollt. Aber Gott hilft, um wieder auf den rechten Weg zu gelangen. Und wenn man sich auf den rechten Weg zurückbringen lässt, dann ist die Beziehung zu Gott noch viel gefestigter.
So sieht das jedenfalls der Baptistenprediger Marshall Eamons (Russell Crowe). Sein Sohn Jared (Lucas Hedges) fühlt sich von Männern angezogen. Er ist ziemlich brutal vergewaltigt worden, von einem jungen Mann. Das schmerzt. Es ändert aber nichts daran, dass Jared immer wieder an Männer denkt. Dass er schwul ist.
Marshall redet auf seinen Sohn ein, damit Jared an einem Programm teilnimmt, das seine bösen Gedanken, seine Sünden austreiben soll. Danach soll er als gesunder Mensch wiederkehren.
Begleitet von seiner Mutter Nancy (Nicole Kidman) reist er also zum „Love in Action“-Zentrum. Doch diese Therapie verläuft anders als erwartet.

Das gibt es in den USA noch immer: Schwule Jugendliche sollen umgepolt werden. Auf sie wird eingeredet, psychischer Druck ausgeübt – wochenlang, auch monatelang. Davon erzählt der Film von Joel Edgerton. „Der verlorene Sohn“ fühlt sich von seinen Eltern im Stich gelassen. Auch, weil seine Homosexualität in dem Moment ans Licht kommt, wo es ihm sehr schlecht geht. Obwohl er das Opfer ist, wird ihm Sünde vorgeworfen.
Es ist beklemmend zu beobachten, wie der Glaube, wie Gott missbraucht wird, um auf Menschen einzuwirken. Es sind Szenen, die verstören, die wütend machen.
Lucas Hedges spielt den Jugendlichen, der seine Identität eigentlich selbst erst noch finden muss, faszinierend gut. Aber auch Nicole Kidman als sorgenvolle Mutter, die erst im Hintergrund bleibt, dann aber zu einer zentralen Figur wird, zeigt ein nachdrückliches Schauspiel.
Dieser Film zeigt, dass in der Aufklärung über den Umgang mit Homosexualität noch längst nicht alles in Butter ist.

Der verlorene Sohn
USA 2018, Regie: Joel Edgerton
Universal, 115 Minuten, ab 12
9/10


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