Meine Feuerwehr: Die Familie hält zusammen

Die Feuerwehr in Eichstädt besteht aus zehn Leuten – sie verlassen sich blind aufeinander

MAZ Oberhavel, 31.1.2019

Eichstädt.
Im Eichstädter Depot hinter dem Gemeindehaus stehen Feuerwehr und Rettungswagen immer direkt nebeneinander. Beide Einrichtungen teilen sich die kleine Wache. „Ja, es ist ein bisschen eng“, sagt Ortswehrführer Nico Hamel. „Aber wir haben uns ganz gut damit arrangiert.“ Die Retter haben immerhin einen eigenen Aufenthaltsraum.

Im vergangenen Jahr konnten die Eichstädter ein Jubiläum begehen. Den 90. Geburtstag feierte die Feuerwehr mit einem großen Fest auf dem Dorfanger zur Landpartie im Juni. Zehn Aktive, darunter drei Frauen, gehören der Wehr an. „Unsere Frauenquote ist schon nicht schlecht“, sagt Nico Hamel und lächelt.

Auch wenn sie nur zu zehnt sind – bei großen Einsätzen gibt es schon mal Transportprobleme. „Unser Auto ist recht klein.“ Die Eichstädter haben neben dem Schlauchtransportanhänger ein Tragkraftspritzenfahrzeug aus dem Jahr 2004. „Da kommen aber nur sechs Leute mit.“ Der Rest müsse dann sehen, dass sie bei den anderen Feuerwehren mitkommen. „Zum Beispiel, wenn die Vehlefanzer auch Bötzow fahren, komme die ja bei uns durch, und irgendwo kriegen wir immer alle unter.“

Die Tagesbereitschaft in Eichstädt sei glücklicherweise kein Problem. Drei der Aktiven arbeiten im Ort, Wehrführer Nico Hamel ist auf dem Bauhof beschäftigt. Die Eichstädter sind vorrangig für den eigenen Ort zuständig, bei größeren Einsätzen in den Nachbardörfern oder auf der Autobahn müssen sie aber auch los.

Im Jahr 2018 hatten die Eichstädter 45 Einsätze. „Für unsere Verhältnisse ist das ordentlich. Aber 2017 waren es noch mehr, durch den Starkregen und die Stürme“, so Nico Hamel. Den Löwenanteil bilden technische Hilfeleistungen bei Unfällen oder Türnotöffnungen. Besonders war der erste Weihnachtstag 2018: Erst gab es einen Schuppenbrand in Sommerswalde, und am Abend stand am Schwantener Kreisverkehr ein Auto in Flammen. „Mit einer der emotionalsten Einsätze war Heiligabend 2017, da hatten wir einen Toten auf der Autobahn.“

Nico Hamel ist seit 1997 Mitglied der Feuerwehr, seit 2001 ist der 40-Jährige bereits Ortswehrführer. „Das war damals eine ganze Truppe, die neu eingestiegen war.“ Um die Jahrtausendwende gab es einen Umschwung – die Alten gingen, die Jungen kamen. Allerdings habe die Wache in Eichstädt um das Jahr 2000 auch vor dem Aus gestanden. Doch das konnte abgewendet werden. Anfangs befand sich die Feuerwehr in einem Haus nahe des Dorfteiches. Danach hatte sie verschiedene Standorte bei der damaligen LPG im Dorf. Ende der 90er-Jahre bezog sie eine ehemalige Scheune. „Die haben wir damals in Eigenregie umgebaut, und seitdem sind wir hier.“ Nico Hamel sagt, das sei ein guter Standort. „Der Vorteil ist: Die Wache liegt in Eichstädt recht zentral.“
Zu den besten Zeiten bestand die Ortswehr auch schon aus 16 Leuten. „Da ist ein Kommen und Gehen“, sagt der Eichstädter Feuerwehrchef. „Das Problem ist, dass es keine Wohnungen in der Gegend gibt. Die jungen Kameraden werden älter und wollen dann weg von den Eltern, finden hier aber nichts.“

Jeden Dienstag um 18 Uhr treffen sich die Mitglieder der Wehr im Depot. „Die Ausbildungen machen wir mit den Vehlefanzern zusammen“, sagt Nico Hamel. Für ihn und seine Leute sei es eine Überzeugung, zu helfen. „Wir können uns blind aufeinander verlassen, und das schweißt auch doll zusammen.“ Es sei wie eine zweite Familie. „Einfach auch mal nur hier zu sitzen und zu reden. Man kann Probleme ansprechen, und die Kameraden sind da, packen auch mal mit an.“

So geht es auch seiner Frau Jeannine Hamel. Die 36-Jährige ist Jugendwartin und seit 1999 Mitglied bei der Eichstädter Wehr. Mit den Neun- bis 15-Jährigen trifft sie sich in der Regel mittwochs um 18 Uhr. „Wir bereiten uns da auf den aktiven Dienst vor“, erzählt sie. Gerätekunde, Dienstvorschriften – aber auch Spaß und Spiel. „Wir wollen locker und spielerisch an die Sache rangehen.“

Manchmal kommt es aber auch vor, dass Einsätze an die Nieren gehen. Bei schweren Unfällen beispielsweise. „Es verlässt keiner die Wache, ohne dass wir darüber gesprochen haben“, sagt Nico Hamel. Auch ein Notfallseelsorger könne dann dazukommen. Eher junge Kameraden bleiben bei schweren Unfällen auch mal im Hintergrund. „Unser Leitspruch ist: Was der Feuerwehrmann nicht unbedingt sehen muss, muss er nicht verarbeiten.“ Keiner werde irgendwo hingeschubst. Auch das gehöre zur Kameradschaft.


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