SA 22.12.2018 | 22.50 Uhr | mdr-Fernsehen
So ratlos hat man Gregor Gysi vermutlich noch nie gesehen. Mit großen Augen verfolgte er das Geschehen, und ich hätte sehr viel Geld dafür gezahlt, um lesen zu können, was in ihm vorgeht. Er saß in einer mdr-Show, und die Moderatorin sang und tanzte vor ihm, lud ihr Bein auf dem Tresen ab, wo sie Gysis Bier erst mal auf dessen Hose schüttete. Und auch sonst hörte Katrin Weber lieber Katrin Weber reden und weniger Gregor Gysi.
Das Konzept ist simpel. Eine temperamentvolle Moderatorin lädt in eine kleine Bar, sie befragt Gäste, und Musik gibt’s auch.
Funktioniert sei Jahren und heißt „Inas Nacht“. Das Konzept der kleinen NDR-Show aus Hamburg ist erprobt, erfolgreich und längst Kult. Da ist es klar, wenn andere versuchen, dieses Konzept zu kopieren. Dass sie es nicht schaffen, es zu übertreffen, sollte allerdings immer klar sein.
Ein solcher Versuch ist „Katrin Weber“. Was ein bisschen klingt wie der Titel einer Ärztin-Ratgebersendung, ist eine Unterhaltungsshow im Leipziger Academixer-Keller. Am Sonnabendabend lief die erste Folge im mdr-Fernsehen.
Sie redet gern, sie plappert mit ihren Gästen und weil sie weiß, dass sie viel redet, betont sie immer wieder mal, dass sie ja total gespannt sei, ob denn ihre Gäste auch zu Wort kämen.
Das kann man nur hoffen, denn ansonsten bräuchte Katrin Weber zu „Katrin Weber“ ja keine Gäste einladen. Sie ist übrigens die Stimme des Ostens, wie der mdr betont. Was erstaunlich ist, wenn ich als Ossi von Katrin Weber und ihrer Stimme noch nie was gehört habe.
Im Fall von Gregor Gysi, der der allererste Gast war, musste man als Zuschauer aber in der Tat Angst haben, dass er wieder raus geht, ohne irgendwas erzählt zu haben. Katrin Weber erzählte dagegen DDR-Witze, die sie aber eigentlich von ihren Zetteln ablas, was irgendwie unspontan wirkte. Plötzlich musste sie auch noch irgendwas zu sagen, wo man fragen musste: wozu?
Wo Ina Müller zwar auch Temperament hat und vorlaut ist, so drängt sie sich an sich doch nicht so in den Vordergrund wie Katrin Weber. Wo Ina eher was über die Gäste wissen will, liest Katrin Weber lieber Witze ab oder erzählt von sich.
Dann doch lieber das Kneipen-Original aus Hamburg.
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