Fest & flauschig: Die Polak-Affäre

SA 03.11.2018 | 0.00 Uhr (So.) | Spotify

Es klingt durchaus gespenstisch, was Oliver Polak in seinem Buch „Gegen Judenhass“ beschreibt. Er erzählt darin vom alltäglichen Antisemitismus in Deutschland. Eine der Begebenheiten: Nach einem Auftritt von Polak habe sich ein bekannter deutscher Fernsehmoderator auf der Bühne die Hände desinfiziert und gesagt, das Händegeben mit Polak sei eklig gewesen. Und ob das ansteckend sei.
Es war ein paar Tage später der Medienjournalist Stefan Niggemeier, der offen legte, dass es sich um Jan Böhermann handelte. Ist Jan Böhmermann ein Antisemit?
Kaum, nein, nicht vorstellbar.

Dafür begann in den Tagen nach dieser Enthüllung – acht Jahre nach dieser Begebenheit und rechtzeitig zur Buchveröffentlichung – die Berichterstattung mit eben jener Frage, ob man sich denn in Jan Böhmermann getäuscht habe.

In der Nacht zu Sonntag hat sich Jan Böhmermann nun im Spotify-Podcast „Fest & flauschig“ geäußert.
Es handelte sich 2010 um eine Veranstaltung zum 25. Bühnenjubiläum von Serdar Somuncu, moderiert von Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf. Es war so genannter Roast.
Somuncu ist dafür bekannt, den Spieß umzudrehen, alle zu beleidigen, die zu diversen „Zielgruppen“ gehören. So lief auch diese Show ab, wie Böhmermann erzählte. Jeder ist verarscht worden, und alles war abgesprochen. Die Gags waren derbe, aber das sollte so sein, und allen war auch klar, dass das so sein sollte. „Alle haben ihre Rollen freiwillig selbst gespielt. Es wurde alles vor Ort gemeinsam geprobt und aufgeführt.“ Selbst einer DVD-Auswertung ist zugestimmt worden.
Inzwischen äußerte sich Serdar Somuncu ähnlich un weist Polaks Vorwürfe auf’s Schärfste zurück und drückt seine Verwunderung über diese Aussagen aus.

In der Tat ist es seltsam, dass sich Oliver Polak gerade dies als Beispiel für Antisemitismus raussucht. Er, der Jede, erlebt dies immer wieder, und dies ist zu verurteilen. Aber in diesem Fall ist der Vorwurf ganz offenbar unangebracht. Was wollte Polak? Einfach nur ein Beispiel nennen. Nannte er Böhmermann nicht wörtlich, weil ihm klar war, dass dieses Beispiel eigentlich in diesem konkreten Fall keines ist?
Dass Oliver Polak auf die Situation der Juden in Deutschland aufmerksam macht, ist völlig richtig. Dass er es auf diese Weise tut und nun im Verdacht steht, das für sein Buch ausschlachten zu wollen, das hat einen extrem faden Beigeschmack.


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