Mario

Nein, nein. Im Fußball gibt es keine schwulen Männer. Wirklich nicht. Wieso sollte es auch? Geht ja gar nicht. Schließlich ist doch Fußball nur was für harte Kerle.
Ja, könnte man meinen. Ist aber Unsinn. Die schwulen Fußballer, die es garantiert auch in der ersten bis dritten Liga gibt, die trauen sich nur nicht, sich zu outen. Die nehmen sich dann schon mal eine Alibi-Frau, um so tun, als ob.
Vermutlich wird sich daran auch so schnell nichts ändern, und davon handelt „Mario“. Der schweizer Film von Marcel Gisler zeigt genauso eine Geschichte.

Mario (Max Hubacher) will Fußballprofi werden, und seine Chancen beim Verein in Bern stehen nicht schlecht. Deshalb ist er auch skeptisch, als der Verein einen Neuen einkauft: Leon (Aaron Altaras) kommt aus Hannover und ist auch Stürmer. Ein Konkurrent? Der Verein sorgt dafür, dass die beiden eine gemeinsame Wohnung bekommen.
Dort nähern sich die beiden Männer schließlich schnell an. Zaghaft und unbeholfen. Aber dann ist klar: Es ist nicht nur Sex, es ist Liebe.
Das aber muss ein Geheimnis bleiben. Als Gerüchte aufkommen, sie seien ein Paar, dementiert Mario das umgehend. Sein Berater sagt, es sei ein Nachteil, wenn alles rauskomme. Stattdessen soll die beste Freundin von Mario als Alibifrau herhalten. Aber werden Mario und Leon dieses Versteckspiel durchhalten?

„Mario“ zeigt einen schlimmen Konflikt. Und das wirklich schlimme daran ist, dass es überhaupt ein Konflikt ist. Denn eigentlich steht auch Mario zu seiner Liebe. Aber eben nur beim Berater und bei seinen Eltern. Ansonsten müssen beide dichthalten. Es ist vermutlich das erste Mal, dass ein Kinofilm diesen Konflikt so schmerzlich aufzeigt. Denn dahinter stecken nicht nur menschliche Dramen und Streits. Sondern es sind auch handfeste wirtschaftliche Überlegungen, die da eine Rolle spielen.
Wer diesen Film sieht – und er ist ziemlich sicher nicht sehr weit weg von der Realität -, der wird danach ein bisschen mehr erahnen können, warum sich bis heute immer noch kein aktiver Profifußballer geoutet hat. Oder sich schließlich gegen den Beruf entschieden hat.
Max Hubacher spielt den jungen, zerrissen, glücklichen und tieftraurigen Mann hervorragend gut. Man sieht man an, was in ihm vorgeht, wie er mit sich kämpft. Auch sein Gegenpart Aaron Altaras macht seinen Job gut.
Ob „Mario“ ein Film ist, der einen am Ende glücklich macht, muss man selbst sehen. Es ist jedenfalls keiner dieser lapidaren Coming-Out-Filme, sondern gesellschaftlich durchaus relevant.

Mario
Schweiz 2017, Regie: Marcel Gisler
Pro-Fun Media, 119 Minuten, ab 12
8/10


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