Treue Seele: Am Anfang steht die Dorfchronik

Dagmar Martin (81) kümmert sich in Bärenklau um Ortsgeschichte, Chor, Tänzer und Kinder

MAZ Oberhavel, 10.10.2018

Bärenklau.
Als Dagmar Martin 1994 nach Bärenklau zu ihren Kindern auf den Remontehof gezogen ist, da musste sie sich vor allem erst mal um ihren kranken Mann kümmern. „Ich konnte ihn alleine nicht mehr betreuen“, erzählt sie. „Ich habe hier ganz große Hilfe bekommen.“ Ihr Mann starb 1999. „Da war für mich klar: Irgendwas muss ich machen.“
Die zündende Idee hatte ihre Tochter, die heutige Ortsvorsteherin Gundula Klatt: die Dorfchronik. „Ich begann 2000, mich um sie zu kümmern“, erinnert sich Dagmar Martin. „Es gab schon eine, die musste aber überarbeitet werden.“ Damit war sie gut beschäftigt. Sie fuhr ins Archiv nach Potsdam, sprach mit vielen Leuten, und zur 650-Jahr-Feier von Bärenklau konnte die überarbeitete Dorfchronik vorgelegt werden. „Und dabei habe ich in der Schule nie gern den Geschichtsunterricht gehabt, aber hier ging es ja um einen Ort und die Leute. Da war das was anderes.“

Aber sie kümmert sich nicht nur um die Ortsgeschichte. 1996 ist der Chor „Die Bären“ gegründet worden. Dagmar Martin und ihr Mann traten ihm gleich bei. 2002 übernahm sie den Vorsitz des Vereins. „Ich bin dafür zuständig, die Verbindung zum Chorleiter zu schaffen. Im Vorstand besprechen wir die Terminpläne.“ Wenn der neue Dirigent André Ezserski verhindert ist, dann steht Dagmar Martin vorn und dirigiert. „Aber durch ihn kommt neuer Schwung in den Chor“, freut sich die 81-Jährige. „Das erste Konzert mit ihm in Eichstädt war sehr erfolgreich.“ Jeden Montagabend trifft sich der Chor in der Alten Remonteschule.

Und apropos: Dass es dieses Gebäude in der Bärenklauer Dorfmitte so noch gibt, auch dafür hat Dagmar Martin mit vielen Mitstreitern in den 2000ern gekämpft. „Da sind wir sehr stolz drauf“, sagt sie. Ursprünglich sollte die Alte Remonteschule abgerissen werden. Dazu kam es nicht, stattdessen wurde das Gebäude saniert. Heute wird es von vielen Gruppen genutzt – zum Beispiel vom Heimatverein, in dem Dagmar Martin auch aktiv ist. Oder von der Seniorentanzgruppe, die sie ebenfalls leitet. In ihrem Notizbuch sind akkurat 109 Auftritte vermerkt. Nicht zu vergessen die Kinder, die einmal im Jahr auf dem Bärenklauer Erntefest auf dem Remontehof den Bändertanz aufführen – geübt haben sie den davor mit Dagmar Martin. Sie hat gut zu tun, aber sie genießt auch das Familienleben. Vier Generationen leben auf dem Gehöft. „Das ist herrlich“, sagt sie.

Ursprünglich stammt sie aus Potsdam, später lebte sie in Berlin-Friedrichshain und Mitte. Eigentlich wollte sie Hebamme werden, arbeitete dann aber als Lehrerin, zwischendurch als Hortleiterin und in einem Kinderheim. Nun kann sie sich um ihre zwei Kinder, zwei Enkel und vier Urenkel kümmern – dafür ist auch noch Zeit. „Und ich liebe Musik“, sagt Dagmar Martin. Sie besucht Konzerte in der Oranienburger Orangerie und hat neulich den Auftritt von Peter Orloff und den Schwarzmeer-Kosaken in Bötzow sehr genossen. Auf dem Wohnzimmertisch liegen außerdem immer Rätselzeitschriften. „Das könnte ich den ganzen Tag machen.“


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