Babylon Berlin

SO 30.09.2018 | 20.15 Uhr | Das Erste

Zwar wurde „Babylon Berlin“ schon im Herbst 2017 im Pay-TV-Sender Sky 1 ausgestrahlt, aber eben nur für ein zahlendes, nicht sehr großes Publikum. Deshalb war die Spannung groß, als am Sonntagabend endlich die erste Folge im frei empfangbaren Fernsehen lief. Die 1929 in Berlin spielende Serie läuft jetzt, nach der Premiere immer am Donnerstagabend im Ersten.

In Berlin werden am Ende der Weimarer Republik rauschende Partys gefeiert, aber auch das Verbrechen ist weiter auf dem Vormarsch. Der Kölner Polizist Gereon Rath (Volker Bruch) kommt nach Berlin, um einen schwierigen Fall zu lösen – wobei sein Chef dort auch eher zwielichtig ist. Unterdessen versucht eine sowjetische Gruppe Schätze durch das Deutsche Reich nach Istanbul zu schmuggeln. Und dann gibt es noch die Kripo-Mitarbeiterin, die nachts erotische Dienste anbietet.

Es gibt in Folge 2 diesen Moment. Da brodelt der Tanzsaal, Nikoros singt vorn „Zu Asche, zu Staub“, einen hervorragenden und eingängigen Song, alle tanzen. Und die Geschichte ist am Laufen – eine wilde Schießerei, Menschen auf der Flucht, und auf der anderen Seite die Feiermeute.
„Babylon Berlin“ ist packendes Fernsehen, es ist aber keine Kost, die man nebenher schauen kann. Der 16-Teiler will gesehen werden, er will die ganze Aufmerksamkeit. Die Spannung wird nicht durchgängig gehalten, aber dann gibt es eben doch wieder die faszinierenden Augenblicke.
Es heißt, die Spannung steigt im Laufe der Story. Da müssen wir uns überraschen lassen.

Was allerdings bei Serien immer mehr auffällt: Serien werden immer seltener als Serien gesehen. Da werden drei Folgen am Stück gesendet, in der Mediathek steht schon die komplette achtteilige erste Staffel.
Wenn es dann bei Twitter gebetsmühlenartig von Kennern heißt, man müsse die 3. Folge abwarten, dann werde man gepackt, dann spricht das in der Regel eher gegen eine Serie. Immerhin sollte Folge 1 einer neuen Serie dazu da sein, die Leute in den Bann zu ziehen. Muss man erst Folge 2 oder 3 abwarten, kann man es den Zuschauern auch nicht verübeln, wenn sie vorzeitig aufgeben.
Aber da ändern sich offenbar die Zeiten.

40 Millionen Euro hat der Spaß gekostet, die ARD machte mit Sky gemeinsame Sache. Dass das dazu führt, dass die ARD-Zuschauer und Gebührenzahler zu Fans zweiter Klasse werden, ist ärgerlich.
Hoffen wir, dass die Folgen 4 bis 16 mit allem versöhnen und dass es weiterhin einen Sog für „Babylon Berlin“ gibt. Und dass wir noch mehr eintauchen können in dieses Deutsche Reich, in die Weimarer Republik von 1929.


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Kommentare

6 Antworten zu „Babylon Berlin“

  1. Ich war positiv überrascht.
    Endlich wieder einmal ein TV-Ereignis mit vielfacher hochkarätiger Besetzung.
    Angesichts dessen verzeihe ich der ARD-Redaktion sogar die Zusammenarbeit mit dem Bezahlsender.

    Das Drehbuch, dass parallel mehrere Geschichten erzählt, hat mich überzeugt. Ebenso kaufe ich der Serie spontan das Lokal- und Zeitkolorit des Berlins von 1929 ab, was für eine gründliche Recherche spricht, die im Vorfeld stattgefunden hat.

    Dass sich die Kamera entgegen der herrschenden Sehewohnheiten in langen Einstellungen ergeht (etwa bei dem Bühnenauftritt der russischen Sängerin) beweist Mut und hat mich nicht weiter gestört.

    Alles in allem kann ich sagen: „Babylon Berlin“ hat mich gepackt und ich schaue den weiteren Folgen mit Vorfreude und Interesse entgegen.

  2. RT

    Die ersten 8 Folgen sind schon jetzt komplett in der Mediathek.

    Der Bühnenauftritt war grandios in Szene gesetzt.

  3. Das Staffelfinale war ein wenig verstörend.

  4. RT

    Ein bisschen, ja

  5. Jedesmal wenn ich Hanns Zischler sehe, muss ich jetzt unwillkürlich an diese eine Szene denken. 🙁

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