Auch Talente scheitern mal

Ob es sein erster Auftritt auf einer Bühne war, wissen wir nicht. Aber er hat ihn grandios vergeigt.
Am späten Freitagabend waren wir bei der Talentschmiede im Berliner Quatsch Comedy Club an der Friedrichstraße. Dort bekommen immer am ersten Freitag des Monats zehn Talente die Chance, sechs Minuten lang auf der Bühne zu stehen.
Ein tolles Format, weil man neue Leute kennenlernt. Man sieht, wie sie gute Shows abliefern, aber es kommt auch vor, dass man Leuten beim Scheitern zusieht.

Der 19-Jährige kam aus Potsdam, und er erzählte, dass er halb deutsch und halb kubanisch ist. Dass er nicht so hübsch ist. Dass er in der Schule deshalb gehänselt wurde. Das war ganz nett, aber ausbaufähig.
Er hatte vielleicht nicht seinen besten Tag, er wirkte fahrig, und irgendwann meinte er, er habe noch zwei Minuten, und jetzt müsse er improvisieren.
Das war keine gute Idee, denn nun begann er zu faseln, und plötzlich sprach er eine Frau im Publikum an. Sie sei ja blond, woraufhin sie rief, sie sei nicht blond. Der Comedian begann nun plötzlich auf sie einzureden, dass es ja unverschämt sei, dass sie die ganze Zeit quatsche, auch schon bei den anderen Jungcomedians. Als es beleidigend wurde, griff der Moderator ein und beendete das Schauspiel.
Dabei hatte er junge Mann vermutlich sogar recht – nur ist es eben nicht so ratsam, von der Bühne herab, das Publikum zu beleidigen und das Ganze entgleiten zu lassen.
Es könnte sein, dass er in ein paar Jahren lachend davon erzählt. Wenn er denn sein Comedyziel weiter verfolgt.

Drei der zehn Talente sind eine Runde weiter und dürfen in der nächsten Show wieder auftreten. Unangefochtener Sieger war Martin Tschirnich, der als Putzfrau Helga aus Rathenow auftrat. Er/sie erzählte von ihrem Ollen, und das macht richtig Spaß. Auch weil das unverkrampft und locker rüberkam.
Und auch Moderator Osan Yaran macht einen extrem guten Job. Auch er legte zwischendurch ein paar Stand-Ups hin, unterhielt sich mit dem Publikum, und als die Situation mit dem Bühnenzoff ausuferte, deeskalierte und schaffte es, das Publikum wieder auf Betriebstemperatur zu bringen. Respekt.

Die Talentschmiede ist auf jeden sehenswert. Weil man nie weiß, was einen erwartet. Und weil nach einem eventuellen Flop, der auch nur sechs Minuten dauert, ziemlich sicher wieder was Gutes kommt.


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