ZiB spezial: Wladimir Putin – Das Interview

MO 04.06.2018 | 20.15 Uhr | ORF2

“Wenn Sie die Geduld aufbringen, mir bis zum Ende zuzuhören, dann werden Sie meinen Standpunkt erfahren. Gut?”
“Sie haben mich übrigens schon wieder unterbrochen. Hätten Sie mich ausreden lassen, würden Sie verstehen, worum es geht. Ich werde also trotzdem zu Ende sprechen.”

Nein, dass der russische Präsident Wladimir Putin ein einfacher Gesprächspartner ist, das kann man nicht gerade sagen. Das musste am Montagabend der bekannte ORF-Nachrichtenmann Armin Wolf erfahren. Andererseits: Mit schwierigen Interviews kennt sich Wolf aus, dafür ist er in Österreich bekannt und angesehen.
In einem „ZiB spezial“ führte Wolf nun ein Interview mit Putin, vor dessen Österreich-Besuch.

Putins Taktik scheint es zu sein, sein Gegenüber zermürben zu wollen. Immer wenn der russische Politiker eine Frage ausweichend oder ausschweifend beantwortete, grätschte Wolf rein. Das ließ sich Putin jedoch nicht gefallen, in dem er seinen Interviewer zurecht wies. Das ist äußerst geschickt: Denn für viele Zuschauer scheint Wladimir Putin so in einer Opferrolle zu sein. Der Mann, der nie aussprechen darf. Der Mann, der von einem aus seiner Sicht unverschämten Journalisten ausgefragt wird. Das ist eine Taktik, die bei Putin-Anhängern offenbar auch sehr gut funktioniert.
Dazu gehören dann gern auch mal Gegenfragen. Putin würde was zur Besetzung der Krim erklären und dann frage er Wolf: Ja oder Nein? Als Wolf meint, er sei kein ukrainischer Verfassungsexperte, entgegnet Putin, dass Wolf der frage ausweiche.
Und dazu immer das süffisante Lächeln.

So zieht sich das durch das ganze Gespräch. Dass es am Ende – je nach Standpunkt – sehr unterschiedlich gewertet wird, ist klar. Putin-Fans werden sich über den „ORF-Flegel“ aufregen. Beobachter des freien Journalismus werden jedoch gesehen haben, wie schwierig es ist, wenn im freien Journalismus auch mal härter nachgefragt werden kann.


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