radioeins-Nachrichten: Der Echo wird abgeschafft

MI 25.04.2018 | 15.00 Uhr | radioeins

Oh mein Gott, sie haben den Echo getötet! Ihr Schweine!

Ja, der Echo ist tot. Die Meldung platzte am Mittwochnachmittag ins radioeins-Programm. Anstatt sich mit Antisemitismus auseinanderzusetzen, mit Personalien und damit, wie gewisse Dinge, die geschehen sind, so geschehen konnten, wischen die Verantwortlichen einfach den gesamten Echo in die Jauchegrube.

Die Deutschrapper Kollegah und Farid Bang haben am 12. April den Echo für ein Album bekommen, auf dem es antisemitische Texte gibt. VOX übertrug das Ganze, und darüber ist auch alles gesagt.
In den Tagen danach gaben diverse Musiker ihre Preise zurück, die Diskussion ebbte nicht ab.
Am Mittwoch dann die Meldung: Der Echo wird abgeschafft. Damit wird dieses ganze Drama immer befremdlicher.

Einerseits ist der Musikpreis in der Tat extrem beschädigt. Wer will das Ding denn in Zukunft noch haben? Welchen Stellenwert soll der Echo noch haben, wenn Rassisten ihn ohne Weiteres auch bekommen können und zum Dank später noch einen Extrauftritt absolvieren dürfen.
Andererseits: Tritt man damit nicht auch die gesamte Geschichte des Preises in den Müll? Immerhin gibt es ja Künstler, die diesen Preis durchaus verdient haben. Aber der Echo scheint nun gar nichts mehr wert zu sein, der Preis ist zum Sondermüll verkommen – und das auch durch die Entscheidung, ihn einfach einzustampfen.

Ganz klar, die Auseinandersetzung mit möglichen Konsequenzen aus dem Echo 2018 wäre hart gewesen. Man hätte am Konzept arbeiten müssen. An den Regeln. Vor allem personellen Konsequezen hätten folgen müssen. Aber vor allem eine interne und öffentliche Diskussion darüber, was wir eigentlich wollen. Was wir dulden oder nicht dulden. Ob der Echo tatsächlich ausschließlich nach Verkäfen vergeben wird. Wenn ja, hätte man das so hinnehmen müssen und vielleicht auch können. Wie groß dann aber die Bühne für gewisse Leute hätte sein sollen, hätte auf einem anderen Blatt gestanden.
Sich aber einfach wegzuducken, ist ebenso armselig wie die Veranstaltung am 12. April.

Einen Musikpreis wird es weiter geben. Wie der aussieht, nach welchen Kriterien er vergeben wird, ist offen. Den Echo gibt es also weiter, nur mit neuem Namen. Auch eine Möglichkeit, Erinnerungen an 2018 einfach nur wegzuwischen? Hoffentlich nicht.


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