Jess Jochimsen: Abschlussball

Merten hat einen ganz besonderen Job: Er ist Beerdigungstrompeter auf dem Münchner Nordfriedhof. Bei der Trauerfeier ist er derjenige, der das letzte Lied zum Abschied spielt.
Es war allerdings ein langer Weg zu diesem Job. In der Schule war er schon ein Sonderling. Später arbeitete er als Bibliothekar, verlor aber diesen Job nach einigen Jahren, weil er seine Wunderlichkeit nicht ablegen konnte.
Als Merten auf der Beerdigung für einen ehemaligen Klassenkameraden spielt, findet er eine Bankkarte. Es ist die von Wilhelm Schocht, dem Beerdigten. Aber damit nicht genug. Plötzlich bekommt Merten Geld auf sein Konto – von Wilhelm, der scheinbar mit ihm kommuniziert.

Jess Jochimsen schreibt über einen jungen Mann, der lange nicht so richtig mit sich selbst klarkommt. Der hardert, der deprimiert zu sein scheint. Und der nach dem Leben sucht, das ihn zufrieden macht.
Das liest sich einigermaßen interessant, es fehlt der Geschichte ein wenig an Höhepunkten oder besonderen Momenten – bis kurz vor Schluss. Es gibt dann jedoch eine Szene auf dem Friedhof mit einer ganz besonderen Beerdigung. Jess Jochimsen gelingt, was sehr schwierig ist: Musik in einen Text zu kleiden. Eine Szene, die sehr von Musik lebt, kann er ganz wunderbar beschreiben – bis zur Gänsehaut. Das reißt „Abschlussball“ dann doch noch ein wenig heraus.

Jess Jochimsen: Abschlussball
dtv, 305 Seiten
6/10


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