Late Night Berlin

MO 12.03.2018 | 23.00 Uhr | ProSieben

Dieser Druck. Der war Klaas Heufer-Umlauf am Montagabend deutlich anzumerken. Schluss mit Hallgalli. Dafür nun Late Night. Die Königsdisizplin. Auf ProSieben lief erstmals die „Late Night Berlin“ aus Potsdam. Und die Erwartungen waren riesig.

Dabei hat Late Night ein relativ starres Konzept. Monolog zum aktuellen Geschehen. Einspieler und Aktion. Gast, vielleicht zwei Gäste, vielleicht Live-Musik.
Der erste, es er in Deutschland probiert hat, war einst Thomas Gottschalk bei RTL, wobei seine Late Night am Ende mehr eine Talkshow wie Markus Lanz war. Dann kam Thomas Koschwitz, auch bei RTL, mit der ersten echten klassischen Late Night. Es folgte Harald Schmidt, der sich das Konzept am besten zu eigen gemacht hatte. Stefan Raab wandelte es leicht ab, Anke Engelke scheiterte damit. Inzwischen gibt es mit Jan Böhmermann und Pierre M. Krause mehrere wöchentliche Shows. Nun also Klaas Heufer-Umlauf.

Das Studio ist edel. Viel Holz, viele Spiegel, viele Effekte. Letztere sind leider etwas störend, weil ständig irgendwelche Schriften durchs Bild flattern. Diese Unruhe tut der Show nicht gut.
In seinem Stand-up sprach Klaas über Trump, über Detlef Soost, über die GroKo. Eine gute Mischung aus Politik und Entertainment. Es folgte ein viel zu langer und dann auch noch zweiteiliger Einspielfilm darüber, wie die GroKo entstanden sein könnte – gespielt von Laien-Darstellern. Erinnerte stark an Halligalli-Zeiten. Der Talk mit Anne Will war nett, aber belanglos, der Auftritt von Casper okay.

Ein bisschen enttäuschend ist es schon, dass die 1. Ausgabe von „Late Night Berlin“ ohne echten Knaller auskam. Andererseits war auch Ausgabe 1 der „Harald Schmidt Show“ nicht mehr als solide. Klaas Heufer-Umlauf muss auch noch seinen Stil finden, das Team mehr Ideen haben. Eine Late Night braucht außerdem dringend mehr als einen Ausstrahlungstermin pro Woche. Sie braucht Routine. Und auch einen besseren Sidekick. Abgesehen davon, dass Jacob Lunds Lache nervt – die Idee, dass er als Bandleader gar kein Instrument spielen kann, ist irgendwie doof

Merkwürdigerweise wird übrigens das Publikum nur ganz am Anfang einmal gezeigt und ganz kurz während des Casper-Auftrittes. Das sollte überdacht werden. Wenn in einer Show schon Publikum sitzt, muss man es ab und zu auch mal zeigen. Sonst könnte man auch einfach Lacher einspielen – und das Ganze wirkt weniger steif.

Wirklich albern sind übrigens die Kritiken, die Heufer-Umlauf vorwerfen, er hätte bei Böhmermann abgekupfert. Dabei ist Late Night ein festes Konzept aus den USA. Hier ein bisschen Politik, da ein wenig Gesellschaftskritik, Entertainment und Musik. Schmidt hat sich da bedient, Böhmermann auch und nun eben Klaas. Das kann man keinem vorwerfen.

Fazit am Ende: An die Show könnte man sich gewöhnen. Aber es ist noch viel Luft nach oben. Um sich unverzichtbar zu machen, ist es noch ein Stückchen Weg.


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