Joachim Lottmann: Alles Lüge

Johannes Lohmer aus Wien macht irgendwas mit Medien, seine Frau Harriet ist Journalistin. Er reist immer mit ihr an die verschiedenen politischen Brennpunkte der Jahre 2015 und 2016.
Sie ist engagiert in der Flüchtlingshilfe, hat für alles Verständnis. Er sieht einiges ganz anders als sie, traut sich aber meist nicht, ihr das auch mitzuteilen.
Sie erleben die Griechenland-Krise in Athen. In gewisser Hinsicht den Anschlag von Marseille. Sie reisen nach Deutschland, wo hart über die Politik diskutiert wird – gerade nach den Geschehnissen in der Neujahrsnacht 2016 in Köln.
Immer mittendrin – Johannes und seine Harriet.

„Alles Lüge“ von Joachim Lottmann ist eine seltsame Mischung aus Komödie und Dokumentation. Und die erweist sich in mehrerlei Hinsicht als schwierig. Die Geschichte wird immer aus Sicht von Johannes erzählt. Da gibt es dann mitunter sehr alberne und leider auch irgendwie doofe Szenen aus einer Ehe.
Interessant sind die Beobachtungen der verschiedenen gesellschaftlichen Strömungen. Dass es nur noch Links und Rechts zu geben scheint, dass Meinungen unerbittlich aufeinanderprallen und es kein Dazwischen gibt.
Johannes ist im Buch anders – denn er hat diese Zwischentöne, was für den Leser dann manchmal in der Tat irritierend ist. Da stellt er sich auf eine eher linke Seite, um gleich danach scheinbar die Seite zu wechseln. Dabei nimmt der Autor aber eben genau diese Gegensätze aufs Korn.
Schwierig wird es allerdings, wenn durch Johannes im Buch Beobachtungen wiedergegeben werden, die faktisch nicht stimmen – und natürlich durch niemanden gerade gerückt werden. Da ist es dann unklar, ob es sich um falsche Fakten des Autors handelt oder von Johannes. Egal wie – so sollte das nicht funktionieren. Wenn es darum geht, die mediale Aufarbeitung der Kölner Neujahrsnacht zu schildern, hätte auch der Autor präziser sein müssen. Nur einer von mehreren kritischen Momenten im Buch.
Alles in allem ist „Alles Lüge“ aber kein Roman, der einen besonders fesselt. Man erfährt wenig Neues, und die handelnden Personen sind nicht wirklich sympathisch.

Joachim Lottmann: Alles Lüge
KiWi, 351 Seiten
5/10


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