Sein Stil: Da sein, viel lesen, alles auf den Tisch bekommen

Kremmens Bürgermeister Sebastian Busse (CDU) über seine Artr zu arbeiten – Pläne für die alte Schulsporthalle, den Radweg nach Ludwigsaue und Forderungen an die Bahn

MAZ Oberhavel, 24.11.2017

Kremmen.
Bis 2. Dezember läuft in der MAZ noch die Reihe „MAZ zu Hause in Kremmen“. Deshalb baten wir auch Bürgermeister Sebastian Busse (CDU) zu einem Gespräch.

Sie sind jetzt acht Monate im Amt. Wie fühlt es sich an?
Sebastian Busse: Es fühlte sich von Anfang an richtig an. Ich fühlte mich nie fremd und bin auch von den Mitarbeitern im Rathaus herzlichst aufgenommen worden. Von Anfang an war es mein Ziel, viel miteinander zu sprechen. Mir ist es wichtig, da zu sein, viel zu lesen, alles auf den Tisch zu bekommen und dass die Menschen meinen Stil verstehen.

Ihr Stil?
Ja. Zielstrebig, organisiert, ergebnisorientiert, zuverlässig.

Aber gibt es auch Punkte, wo Sie sagen, es ist schwieriger als gedacht?
Ja, klar. Mal schnell eine Firma anrufen und sagen „Könnt ihr mal kommen?“, so einfach geht das nicht. Da gibt es das Kommunalvergabegesetz, das hat zum Beispiel der Wirbel um das Sommerfelder Feuerwehrfahrzeug gezeigt. Mit der Bürokratie der Vergaberichtlinien blockieren wir uns in manchen Fällen selbst. Manches dauert länger, bis man damit zu Ende ist. Es ist wichtig, sich in meiner Position mit den Gesetzen auseinanderzusetzen, einiges ist doch nicht so einfach umsetzbar, wie ich vielleicht dachte.

In den vergangenen Monaten gab es Situationen, wo Sie schon getätigte Aussagen zurückgenommen haben.
Man lernt ja aus jeder Situation, egal ob positiv oder negativ. Ich bin dabei Erfahrungen zu sammeln, ich sammele sie jeden Tag und bin gewillt, die auch anzunehmen. Ich weiß, man muss erst mal drüber nachdenken, bevor man eine Antwort gibt. Ich möchte schnell helfen, aber das geht eben nicht immer.

Man sieht Sie oft auch in den Ortsbeiratssitzungen. Welchen Eindruck haben Sie von den Ortsteilen?
Jedes Dorf ist abhängig von seinen Einwohnern. Das Ehrenamt muss sehr groß geschrieben werden. In Sommerfeld gibt es sehr engagierte Bewohner, die den Ortsbeirat sehr unterstützen, da merkt man den Zusammenhalt der Leute – auch bei der 775-Jahr-Feier im Sommer. In Groß-Ziethen haben wir beim Schlaglochgolf gemerkt, dass sich alle Ortsteile gemeinsam für eine Sache einsetzen. Staffelde hat seine Feste und Vereine, und Flatow hat mit Gert Dietrich einen der engagiertesten Ortsvorsteher, da hat es jeder Nachfolger mal sehr schwer. Auch in Hohenbruch gehe ich gern in die Ortsbeiratssitzungen. Ich lade außerdem alle Ortsvorsteher einmal im Quartal zu mir ein, um Probleme anzusprechen. Und Lösungen zu finden.

Eine große Baustelle wird im kommenden Jahr die alte Schulsporthalle in Kremmen.
Wir wollen 2018 den ersten Bauabschnitt vollbringen, mit der kompletten Außenhülle, der Verglasung, dem Dach und der Fassade. Das kostet etwa 400.000 Euro. 2019 folgt der zweite Bauabschnitt mit den Innenarbeiten, da kommen 250.000 Euro hinzu. Ich hoffe, die Halle steht zum Schuljahresbeginn im August 2018 wieder zur Verfügung, und ich bin sehr glücklich, dass wir das so entschieden haben.

Wie geht es weiter an der Alten Dorfstraße in Groß-Ziethen?
Wir haben die Genehmigungsplanung beauftragt, die liegt uns noch nicht vor. Das Geld ist im Haushalt 2018 eingestellt. Ziel ist es, 2018 die Arbeiten an den Seitenstreifen zu vollbringen. Ich habe gedacht, dass wir das noch in diesem Jahr hinbekommen, das ist ein großer Tiefschlag gewesen, dass das doch nicht so schnell umsetzbar ist. Aber wir müssen sehen, was wir machen können, denn wir sind ja danach auch zuständig für dortige Reparaturen, und wir gehen das Risiko ein, dass, wenn doch mal die Straße gemacht wird, wieder alles hin ist.

Wann gibt es Entscheidungen rund um das Klubhaus am Marktplatz?
Wir haben Studenten der Potsdamer Fachhochschule das Klubhaus gezeigt, sie haben ein Konzept in die Hand bekommen. Die 17 Studenten sollen drei Gruppen bilden und Vorschläge einreichen. Am 17. Januar gibt es eine Präsentation in der Schulaula, dann gibt es eine Jury, die entscheidet, welcher Plan der Verwaltung vorgeschlagen wird.

Ein weiteres Großprojekt könnte die neue Feuerwache werden. Klar ist, sie wird nicht auf einer Wiese am Schlossdamm gebaut. Wo stattdessen?
Es gibt schon neue Gespräche, aber ich habe noch nichts in der Hand, um konkret zu werden. Klar ist aber, dass Kremmen das finanziell nicht aus eigener Kraft stemmen kann. Wenn wir Fördermittel bekommen, wäre es möglich oder mit einem dreijährigen Kurzzeitkredit.

Ein aktueller Streitpunkt sind die Baumscheiben in der Berliner Straße.
Ich kann das größtenteils nachempfinden. Aber dennoch werden wir nicht morgen die Baumscheiben zurückbauen, es sind erst mal andere Dinge abzuwarten, vielleicht ist das ja auch mit einem Parkverbot zu händeln. Ich kann keine Unfallgefahr erkennen, nur, dass die Leute oft keine Zeit haben und nicht den entgegenkommenden Verkehr abwarten.

Wann kommt der Radweg von Beetz nach Ludwigsaue?
Ich sehe nur die Möglichkeit, mit Fördermitteln einen Weg über den ländlichen Wegebau zu bekommen. Eine Strecke von circa drei Kilometern ist noch offen, der Rest ist schon ausgebaut. Würden wir einen Radweg entlang der Landesstraße bauen, würden wir dafür keine Fördermittel bekommen. Ohne Fördermittel können wir es uns nicht leisten. So denken wir auch darüber nach, den Weg von Kremmen nach Verlorenort zu erschließen – auch über den ländlichen Wegebau, das sind die Felder, wo die Möglichkeit besteht, Gelder zu bekommen. Aber da ist noch nichts klar.

Im Zuge unserer Serie „MAZ zu Hause in Kremmen“ haben wir auch Leserfragen bekommen. So wird ein neues Tempolimit auf der Landesstraße zwischen Sommerfeld und Beetz gefordert, Tempo 80 sei wegen der Einmündung zur Bahnhofstraße zu schnell.
Wenn der Ortsbeirat das an mich heranträgt, können wir einen Antrag stellen. Ich sehe aber wenig Hoffnung, dass der Landesbetrieb das mitmacht.

Die Sommerfelder wünschen sich Einkaufsmöglichkeiten. Unterstützen Sie das „Dorv“-Projekt mit einer Art Dorfzentrum?
Ich unterstütze das, aber ob es in Sommerfeld machbar ist, muss sich zeigen. Jetzt sagen viele, dass sie diesen Laden wollen, aber das Konzept sagt ja aus, dass es ehrenamtlich betrieben wird. Wir haben in Sommerfeld zum Beispiel die alte Schule, dort könnte man dem Projekt eine Chance geben, aber nicht wenn es ein Fass ohne Boden ist.

Immer wieder wird gefragt, wie es um mögliche Windräder im Wald nördlich von Hohenbruch steht.
Wir haben eine Stellungnahme abgegeben. Wir wollen selbst einen Flächennutzungsplan ausweisen mit der Maßgabe, dass Windräder nicht höher sein dürfen als 150 Meter. Aber wir müssen etwas machen, ansonsten stellt man uns die Anlagen dort hin, wie sie wollen.

Die Bewohner in Neu-Ludwigsaue wünschen sich einen befestigten Weg aus ihrem kleinen Ort direkt zur Landesstraße. Problem: Es geht auch über Flächen, die schon zu Ostprignitz-Ruppin gehören.
Sie können auch die Straße über Ludwigsaue nutzen. Das Problem ist mir noch nicht bekannt. Am besten ist, die Bewohner wenden sich an den Beetzer Ortsbeirat, da kommt es ins Protokoll, und ich fahre dann mal selbst hin.

Für Ärger sorgt immer wieder der Prignitzexpress. Wie positioniert sich die Stadt Kremmen?
Ich arbeite mit den Stadtverordneten an einer Stellungnahme zum Nahverkehrsplan. Momentan ist die Situation absolut negativ. Wir wollen definitiv die Direktanbindung nach Berlin-Gesundbrunnen. Dass die Durchbindung über Tegel verwirklicht wird, ist man den Bürgern schuldig, und der Bedarf gibt das her. Wir wollen hier ja auch Zuwachs, und dann müssen die Menschen auch eine Möglichkeit haben, direkt mit der Bahn zu uns zu kommen. Außerdem fordern wir, dass ein zweites Gleis gebaut wird, zumindest zwischen Neuruppin und Kremmen.


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