Susann Pásztor: Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster

Stirbt jemand, dann ist es Brauch, im Raum, in dem der Verstorbene liegt, das Fenster zu öffnen. Damit die Seele aus dem Körper und aus dem Raum schweben kann.

Karla wird sterben. Der Krebs schreitet in ihrem Körper unerbittlich voran. Und eigentlich will sie niemanden mehr um sich haben. Dann aber bekommt sie es mit Fred zu tun. Fred ist Sterbebegleiter und macht das ehrenamtlich im Auftrag eines Hospizes. Karla ist sein erster „Fall“. Sie lassen sich dennoch aufeinander ein, aber es ist schwierig. Karla stellt die Bedingungen. Sie nähern sich so nah an, dass Fred sie bittet, bei ihm und seinem Sohn Weihnachten zu feiern.
Das aber geht schief – weil Fred die Schatten von Karlas Vergangenheit nicht ruhen lässt. Der Eingriff erschüttert die Beziehung sehr. Dann ist da aber noch Phil. Freds 13-jähriger Sohn besucht Karla ebenfalls regelmäßig, um Fotos zu digitalisieren.

Susann Pásztor erzählt in ihrem Roman „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ vom Leben und vom Sterben. Von der Sterbenden und denen, die sich um sie kümmern.
Die verschiedenen Kapitel sind aus den verschiedenen Blickwinkeln der Protagonisten geschrieben, und das macht es spannend. Denn alle erleben diese Geschichte auf ihre Weise. Fred, der in seiner neuen Aufgabe eine Chance sieht. Phil, der verschlossen ist und durch Karla erwachsen wird. Fred und Phil, die irgendwie zueinander finden müssen. Aber auch Karla und ihr Innenleben, die Freude, der Mut, aber auch das Loslassen.
Viel Gefühl, ohne pathetisch zu sein, leicht und locker und doch absolut relevant.

Susann Pásztor: Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
Kiepenheuer & Witsch, 286 Seiten
9/10


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