Meine fremde Freundin

MI 08.11.2017 | 20.15 Uhr | Das Erste

Obwohl der Film schon länger geplant und hergestellt war, hatte Das Erste am Mittwochabend einen sehr brisanten Beitrag zur aktuellen #metoo-Debatte.
In „Meine fremde Freundin“ kommt es in einem Büro zu einem Zwischenfall. Die neue Kollegin Julia wird immer wieder vom Büro-Macho Volker angemacht und mit Sprüchen behelligt. Eines Tages ist Julia völlig aufgelöst: Volker habe sie vergewaltigt, sagt sie. Völlig schockiert sei sie. Sie zeigt Volker an, und es kommt tatsächlich zur Verhandlung. Konnte sie anfangs nicht über Details sprechen, werde ihre Ausführungen immer detaillierter. Volker wird verurteilt und muss in den Knast.
Aber nach und nach kommt raus, dass Julia, was ihr Leben angeht, immer wieder lügt. Und die Vergewaltigung? Auch alles erlogen?

Der Film spielt auf sehr perfide Weise mit dem Zuschauer. Denn auch wenn man Ende alles klar zu sein scheint – es kommt zum zweiten Prozess, Volker wird freigesprochen, das Gericht muss sich entschuldigen – irgendwie ist gar nichts klar.
Am Anfang ist Volker der Ekelmacho. Aber das Bild dreht sich. Julia ist nervig. Sie scheint angeblich immer wieder sexuelle Zwischenfälle zu erleben. Aber ob sie das nur inszeniert, kann man als Zuschauer nur spekulieren. Volker dagegen scheint das Opfer zu sein.
Das Faszinierende an diesem Film: Zwei Leute können ihn vollkommen unterschiedlich deuten. Man kann einerseits sagen, dass Julia bestimmt nicht lügt und dass alles so war, wie sie sagt. Man kann das aber auch ganz genau andersrum sehen – dass hier der Mann das Opfer ist. Aber wenn man länger drüber nachdenkt: Der Film lässt das nur augenscheinlich nicht offen. In Wirklichkeit weiß am Ende keiner so genau, was da passiert ist, ob da was passiert ist.
Ein spannender Ausgangspunkt für Diskussionen.


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