Tatort: Eilmeldung

SO 05.11.2017 | 20.15 Uhr | Das Erste

Wenn sonntagabends der „Tatort“ im Ersten läuft, dann möchten die Deutschen dabei gefälligst nicht gestört werden. Während des Niedersachsen-Krimis „Der Fall Holdt“ wurde mehrfach die Eilmeldung von der Schießerei in einer US-Kirche eingeblendet.
Die ARD hat also die Zuschauer über eine wichtige Meldung informiert – das fanden erstaunlich viele Zuschauer störend. So was müsse nicht in einen laufenden Film eingeblendet werden, so lautete eine Beschwerde. Man wollen beim Fernsehgenuss nicht unterbrochen werden, man könne sich ja gar nicht mehr auf den Film konzentrieren.

Das also sind die Probleme der Menschen in der Ersten Welt. Sie möchten beim Sonntagabendkrimi nicht mit Breaking News, mit dem echten Elend der Welt belästigt werden. Manchmal können einem die Leute wirklich Leid tun, was sie heutzutage alles ertragen müssen.

Andererseits: Der Moment, wo im Ersten das Bild verkleinert wird und mit blauem Hintergrund eine Eilmeldung ins Bild kommt, ist immer eine Schrecksekunde – immerhin kommt das nicht allzu oft vor, und wenn, dann sind das immer sehr wichtige Meldungen. Ob ein Amoklauf in den USA – der trotz aller Tragik mit mehr als 20 Toten in den Zeitungen gern auf der Panorama/Buntes-Seite plaziert wird – wirklich eine Breaking News im Ersten ist, kann man zumindest mal hinterfragen. Wäre diese Katastrophe in Deutschland passiert, wäre das noch mal eine andere Hausnummer gewesen, und dann hätte man auch ganz sicher nicht auf die nächste Nachrichtensendung in zwei Stunden verwiesen – was übrigens auch ein Indiz für die vermeintliche „Wichtigkeit“ der Breaking News ist.

Aber beim NDR hat man sich für diese Einblenung entschieden, und ein Twitter-Nutzer schrien dazu: „Wer sich beim Filmchen schauen von 20 Toten in der realen Welt belästigt fühlt, sollte mal sein Koordinatensystem hinterfragen.“ Da ist was dran.


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