Das Geheimnis des Blumentopfs

Ich war viel zu früh am Kino, blieb deshalb noch ein wenig im Auto sitzen und las ein bisschen. Ich parkte in Berlin-Schöneberg direkt am Fahrbahnrand, rechts von mir war ein Gehweg.
Im Augenwinkel sah ich einen jungen Mann laufen. Er steuerte plötzlich einen Blumentopf an einem Eingang eines geschlossenen Ladens an und legte irgendwas in den Topf. Was, konnte ich nicht erkennen. Und überhaupt, ob er wirklich da was ablegte.

Vor 20 Jahre wäre das vielleicht gar nicht so aufregend gewesen. 2017 ist das aber anders, und das war eine Situation, in der alle „Fürchte dich nicht!“-Parolen nur sehr schwierig funktionieren.
Ich sah dem Mann noch nach, er war vielleicht Mitte zwanzig und hatte eine ganz leicht dunkle Haut. Er sah, dass ich ihn sah, wir blicken uns kurz an.

Nun hätte ich es dabei belassen können. Ich hätte aber auch aussteigen können, um zu gucken, was denn da im Blumentopf oder in der Blumenerde liegt. Ob es nicht vielleicht nur ein Kaugummi war. Der Mann war unterdessen verschwunden.
Und was habe ich tatsächlich gemacht? Ich habe meine Parklücke verlassen und habe mit eine neue, eine Straßenecke weiter, gesucht.
Ich gebe zu, dass das eine merkwürdige, irgendwie auch übertriebene Aktion war. Aber in diesem Moment hatte ich tatsächlich ein mulmiges Gefühl.


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