Vorwärts immer!

Sprechen wir über die Wende in der DDR, dann ist der 9. Oktober 1989 ein sehr wichtiger Tag. Wie an jedem Montag fand in Leipzig eine Großdemo statt. Hunderttausende gingen auf die Straße – und die Soldaten erhielten den Schießbefehl. Es kam dann aber doch nicht zu gewalttätigen Eingriffen seitens der Panzer.

Am selben Tag in Ost-Berlin. Anne (Josefine Preuß) sagt ihrem Freund Matti (Marc Benjamin), dass sie ein Kind bekommt. Mattis Begeisterung hält sich in Grenzen. Auch darüber, dass Annes Vater, der Schauspieler Otto Wolf (Jörg Schüttauf) nicht wissen darf, dass die beiden zusammen sind. Mattis Vater ist nämlich der mit dem Kulturpreis prämierte Schauspieler Herry Stein (Devid Striesow) – von Otto gehasst.
Anne will in den Westen. Ihre Mutter lebt bereits dort, und Anne konnte sich einen gefälschten Westpass besorgen. Als der aber von ihrem Vater zerstört wird, muss sie sich einen neuen besorgen. Deshalb reist sie mit August (Jacob Matschenz) nach Leipzig. Dort ist jemand, der einen Pass besorgen kann – und dort findet auch die große Montagsdemo statt, die August filmen will.
Unterdessen probt Otto mit seinen Kollegen heimlich ein Bühnenstück über Erich Honecker – seine Verkleidung als der Staatschef ist perfekt. So perfekt, dass Otto in der Rolle als Erich verhindern will, dass der Leipziger Schießbefehl aufrecht erhalten bleibt.

„Vorwärts immer!“ heißt nicht nur das Bühnenstück, das da geprobt wird. So heißt auch die Komödie von Franziska Maletzky. Vor dem realen Hintergrund der zu Ende gehenden DDR und der Leipziger Montagsdemos. Drehbuch-Autor Markus Thebe hat darum eine aberwitzige Geschichte gesponnen. Sie nimmt Honecker und gehörig auf den Arm. Sie zeigt die uralten Herren, die die DDR am Ende versuchten zu regieren. Ein falscher Honecker, der in Wandlitz sogar Margot Honecker (Hedi Kriegeskotte) foppen kann, weil ihre Brille kaputt ist.
Das ist manchmal ein wenig zu klamaukig, wobei man zum Beispiel nicht vergessen sollte, dass einige der Beobachtungsmethoden der Stasileiute in ihren Wartburgs tatsächlich mitunter bekloppt waren. Wenn auch sehr oberflächlich geht es aber auch um Ängste, die die Menschen im Herbst 1989 hatten.
Vorrangig macht „Vorwärts immer!“ aber Spaß. Jörg Schüttauf und seine Kollegen zeigen große Spielfreude, wenn sie einerseits die Schauspieler spielen, aber auch die „echten“ Politbüro-Mitglieder.

Vorwärts immer!
D 2017, Regie: Franziska Maletzky
dcm, 98 Minuten, ab 12
7/10


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