High Society – Gegensätze ziehen sich an

Eine an sich schöne, wenn auch keine neue Story-Idee. Fast durchweg richtig gute Schauspieler. Und dennoch: So richtig gut ist „High Society“ nicht geworden. Was an eklatanten Drehbuch-Schwächen und einem teilweise nicht vorhandenen Gespür für gute Gags liegt. In dieser Hinsicht ist der Film von Anika Decker bemerkenswert.

Aura (Caro Cult) wächst mit ihrer Familie in einer Berliner Plattenbausiedlung auf. Ihre Mutter Carmen (Katja Riemann) konnte ihr nie viel Materielles bieten.
Anabel von Schlacht (Emilia Schüle) wächst in einer Industriellenfamilie auf – Geld ist genügend und im Überfluss vorhanden. Allerdings hat ihre Mutter Trixi (Iris Berben) wenig Gefühle für ihre Tochter.
Doch dann der Skandal: Beide Familien bekommen Anrufe. Aura und Anabel sind als Babys vertauscht worden – von zwei Krankenschwestern, denen das vor 25 Jahren herzlich egal war.
Aura hastet gleich zu ihrer reichen Familie und nistet sich dort ein. Anabel dagegen ist dort abgeschrieben. Sie wollte es nicht, aber irgendwann taucht auch sie bei ihrer Familie auf, im Plattenbau. Das heißt: der junge Polizist Yann (Jannis Niewöhner) liest sie auf und bringt sie dort hin.
Es beginnen Irrungen und Wirrungen – und die Suche nach einer Antwort auf die Frage: Wo ist eigentlich mein Zuhause?

Die Geschichte hat viel Potenzial. Denn in „High Society“ geht es ein Stück weit um den Riss in unserer Gesellschaft. Auf der einen Seite die Reichen, die in Saus und Braus leben. Auf der anderen Seite die Menschen, die gerade so klarkommen, aber bei denen es eigentlich nicht gut läuft. Durch den Tausch vermischen sich diese beiden Gesellschaften nun.
Doch Anika Decker (Buch und Regie) verlässt sich nicht auf diese Geschichte und versieht sie stattdessen mit eigentlich pumpe Einfällen. Der Film hat gerade im ersten Drittel diverse Gags, die irgendwie nicht passen wollen, die deplatziert wirken, einfach doof sind. Der Film beginnt mit den feiernden, dummen Schwestern, die die Babys vertauschen. Diese Szenen sind geradezu unangenehm blöd, ein denkbar schlechter Filmeinstieg. Auch sonst fehlt ein Gespür für guten Humor.
Das wird zum Glück im Laufe des Films besser, da zeigt sich, dass daraus hätte was richtig Gutes werden können. Wäre nicht das irritierende Ende gewesen, bei dem ein zwischenzeitlicher Cliffhanger kreiert wird, der völlig unverständlich ist – als ob da gute zehn Minuten Film rausgeschnitten worden sind.
An den Schauspielern liegt es nicht. Wenn sie nicht gerade Stuss reden müssen, dann machen sie ihre Sache richtig gut. Katja Riemann herrlich barackig!
So kann man sagen, dass „High Society“ kein schlechter Film ist – aber sich das Buch und die Regie ziemlich vergalloppiert haben.

High Society – Gegensätze ziehen sich an
D 2017, Regie: Anika Decker
Warner, 100 Minuten, ab 12
6/10


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