Tigermilch

„Tigermilch“ ist der etwas andere Berlin-Film. Er zeigt weniger die Touristenmeilen, es gibt keinen Weichzeichner bei Sonnenuntergängen über dem Prenzlauer Berg oder Fahrten an der Siegessäule vorbei. Stattdessen erleben wir die Kurfürstenstraße und die Wohngebiete drumherum. Hinterhauswohnung statt Dachloft.

Nini (Flora Thiemann) und Jameelah (Emily Kusche) sind beste Freundinnen, und für die Sommerferien haben sie einen Plan. Das Projekt Defloration. Sie wissen auch schon, wer die beiden Jungs sein sein, die die Ehre haben.
Sie streifen durch die Stadt. Im freibad nehmen sie Kontakt mit den Jungs auf. Auf der Kurfürstenstraße üben sie schon mal, wie man später eventuell auf den Strich gehen könnte und Männer abzockt.
Aber es gibt auch Schwierigkeiten. Denn Jameelah und ihre Mutter kämpfen gerade um ihre Einbürgerung, und irgendwie sieht es schlecht aus. Und bei den Nachbarn herrscht Krieg – der mit einem Mord endet, den die beiden Mädchen zufällig mit ansehen müssen. Werden sie der Polizei melden, was geschehen ist?

In den Jugendfilm „Tigermilch“ hat Ute Wieland ziemlich viele Geschichte reingepackt, und manchmal wirkt er deshalb auch überfrachtet. Da ist die Mädchenfreundschaft und die Sache mit den Jungs. Die Abschiebeproblematik und der Konflikt in der Nachbarfamilie. Das alles muss erst mal in etwas mehr als anderthalb Stunden abarbeitet werden, und hin und wieder ist es dann auch – besonders am Ende – ein wenig dick aufgetragen.
Dennoch: Die Hauptdarstellerinnen sind sympathisch, man fiebert mit ihnen mit, nicht alles muss man gutheißen. Dieser Film ist selten brav, Konventionen werden fallengelassen. Die (im Film) 14-Jährigen Mädels rauchen, sie haben früh Sex, sie nehmen Drogen. Für die Moral muss der Zuschauer schon selbst sorgen – oder sie selbst bei sich ausloten. Der Film erzieht nicht, er beobachtet, und das ist gut so.

Tigermilch
D 2017, Regie: Ute Wieland
Constantin, 106 Minuten, ab 12
7/10


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