#DeineWahl – YouTuber fragen

MI 16.08.2017 | 13.30 Uhr | YouTube

Es war die Stunde der gestandenen Journalisten, die endlich mal wieder darauf hinweisen konnten, dass sie ja schließlich Journalisten seien, und das, weil sie das gelernt haben.
Sie haben das deshalb am Mittwoch so naserümpfend betont, weil auf YouTube eben keine Journalisten Angela Merkel interviewen durften, sondern YouTube-Stars, die teilweise überhaupt das erste Mal eine andere Person interviewten.

Nun saß die Bundeskanzlerin eben nicht einer Tina Hassel gegenüber, sondern einem Typen namens Alexi Bexi.
Darüber könnte man Witze machen, aber eigentlich gibt es dafür eher wenig Gründe – wenn man nicht des Lästerns wegen lästern will.
„#DeineWahl – YouTuber fragen“ hieß das Format, das am Mittwochnachmittag live auf YouTube gezeigt worden ist. Die Kanzlerin stellte sich den Fragen von vier YouTubern. Neben Alexi Bexi waren das MrWissen2Go, ItsColeslaw und Ischtar Isik.
Sie wollten von Merkel wissen, wie sie mit Trump zurecht kommt. Es ging um den Dieselskandal, um soziale Gerechtigkeit, um die miesen Gehälter in den Pflegeberufen und vieles mehr. Außerdem verriet Merkel, dass das 🙂 ihr Lieblingssmiley ist.

Man hat gemerkt, dass diese Sendung auch für Angela Merkel etwas Besonderes war, manchmal schien es, als dass sie sich ganz leicht über die Unbedarftheit ihrer Interviewer amüsiert hat.
Dass sie aber überhaupt dort sitzt, ist clever: Denn auf YouTube erreicht sie unter Umständen ganz andere Leute als in den Fernseh-Talkrunden. Und vor allem: Über die YouTuber, die sich teilweise sonst mit ganz anderen Dingen befassen, hat sie die Chance, überhaupt mal politische Botschaften rüberzubringen. Das ist richtig und wichtig, wenn es darum geht, junge Leute für die Wahl zu interessieren.

Deshalb ist es auch überaus arrogant und kurzsichtig, wenn sich die „gelernten Journalisten“ darüber aufregen, dass da YouTuber sitzen und fragen stellen dürfen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Fragen der gestandenen Experten nicht soo viel anders gewesen wären. Anstatt sich zu freuen, dass es dort ein Format von jungen Leuten für junge Leute gibt, dass es auch auf Schmucktipp-Kanälen mal Politik gibt, wird gelästert.
Beim nächsten Merkel-Talk dürfen dann wieder die richtigen Journalisten ran. Vielleicht erreichen sie mehr Leute (wobei „#DeineWahl“ noch am selben Abend eine Million Klicks hatte), aber die ganz jungen erreichen mit mit Zeitungen und TV-Talks kaum noch.


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