I’ve lost my Mind in Essen – 40 Jahre Rockpalast-Nacht

SA 22.07.2017 | 0.40 Uhr (So.) | Das Erste

Fernsehen. Was war denn noch gleich dieses Fernsehen?
Wie tot ist das Medium Fernsehen eigentlich?
Man könnte auch fragen: Warum denken Leute eigentlich, dass, wenn sie Serien, Filme und Konzerte im Internet schauen, das nichts mit Fernsehen zu tun hat?

Es gibt eine Band namens „Die Nerven“. Von der habe ich noch nie was gehört, aber sie haben schon im „Rockpalast“ gespielt.
Der Rockpalast war mal eine ganz große Nummer. 1977 gab es im Ersten die Premiere der Rockpalast-Festival-Nächte in der Essener Grugahalle. Eine ganze Nacht lang, nach dem „Wort zum Sonntag“ gab es Livemusik. Damals war das eine Revolution. Mangels Stereoton im Fernsehen lief das Ganze parallel auf zig ARD-Radiowellen für den vollen Sound.
Aber selbst Kultshows sind irgendwann out, und 1984 lief die letzte Rockpalast-Nacht.

Das Erste erinnerte am sehr späten Sonnabendabend in der Doku „I’ve lost my Mind in Essen – 40 Jahre Rockpalast-Nacht“ an das 40. Jubiläum dieser Sendung. Die Marke „Rockpalast“ gibt es aber immer noch. Später wurden dort Konzerte von je einer Band übertragen. Seit 2003 gibt es auch wieder eigene Konzerte – in kleineren Clubs.

Dort durften auch „Die Nerven“ auftreten. Aber im Interview in der Doku machten die Jungs den Eindruck, als würde sie das eher langweilen. Nein, Fernsehen schaue ich ja eh gar nicht, sagte einer der jungen Männer mit abwesendem Gesicht. Es sei nett gewesen, dass sie da auftreten durften, und, ja, im Internet könne man sich das ja auch ansehen, im Fernsehen seien es ja nicht so viele.

Diese Interviewsequenz in der Doku sollte die Fernsehleute durchaus nervös machen. Denn klar ist, dass es zwar auch weiterhin Inhalte von vielen der heutigen Fernsehsender geben wird – aber die Konkurrenz im Internet, in der Welt des Fernsehens on Demand – ist riesig. Sich da als einer der Player durchzusetzen, ist schwer. Wenn Musiker die Marke „Rockpalast“ eher als verstaubt und „von früher“ und als „Ach, das gibt es noch?“ wahrnehmen, dann sollte das ein Alarmzeichen für alle sein, die mit ihren Inhalten auch weiterhin Aufmerksamkeit erzeugen wollen.

Oder wollen wir wirklich, dass sich nachfolgende Generationen wirklich nur noch bei pubertierenden Youtubern informieren und denken, sie würden ja Nachrichten schauen?


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