Dream Boat

Eine Kreuzfahrt entlang des Mittelmeers. Auf dem Schiff sind aber nur Männer. 3000 Kerle, die feiern wollen. Die andere Männer kennenlernen möchten. Die von der großen Liebe träumen. Von Sex. Und von der Freiheit, mal so zu sein, wie sie es gern sein möchten. Denn sie sind ja unter sich.

Die Doku „Dream Boat“ von Tristan Ferland Milewski begleitet dieses besondere Kreuzfahrt. „So ein Kreuzfahrtschiff ist ja ein Mikrokosmos. Knapp 3000 Männer aus unterschiedlichen Nationen waren dabei“, sagt der Filmemacher. Schon zwei Jahre zuvor begannen dafür die Recherchen.
Einige der Mitreisenden kommen in diesem Film zu Wort, der Zuschauer kann sie begleiten. Wir erfahren, wo sie herkommen, was sie antreibt, wie sie die Reise erleben.
Viele kommen aus Verhältnissen, in denen sie nicht offen schwul leben können. Wo sie isoliert sind. Umso mehr leben sie sich auf dem Schiff aus, wollen was erleben, wollen Spaß.
Wir sehen, dass das gelingen kann. Aber auch schwer sein kann. Denn die Welt auf dem Schiff hat viel mit Show zu tun. Mit Verkleidungen. Mit Körpern, für dessen Schönheit man viel tun muss. Und wo Schönheit aber auch viel zählt. Einige der Mitreisenden müssen feststellen, dass sie auf dem vollen Schiff dennoch sehr einsam sind. Das sind berührende Momente, und das ist fast schon traurig, weil da ganze Fassaden einfallen.
„So eine Reise ist der Ort, wo viele das ausleben können, was ihnen sonst nicht möglich ist“, erzählt Tristan Ferland Milewski. „Klar, es ist eine kleine treibende schwule Insel, ein kleines Dorf mit allen Vor- und Nachteilen.“ Körperkultur spiele eine Rolle, Männlichkeit, Jugendideale. „Es gibt da Leute, die Spaß haben wollen, also Sex. Aber auch die, die Liebe suchen.“

Spannend. Denn die Doku lässt Einblicke in eine Welt zu, die den meisten Leuten vermutlich verschlossen sind. Und bei der sicherlich nicht wenige (auch schwule) Leute sagen werden, dass sie so etwas auch nicht zwingend erleben müssen.
Die Auswahl der Leute, die von ihrer Reise berichten, die wir als Zuschauer näher begleiten, ist gelungen. Da sind die Partypeople, die Traurigen und die, die regelrecht aufblühen.
Ansonsten sorgen tolle Kameraeinstellungen und die Bilder von den wilden Partys für gute Momente. Witzig sind die Szenen, wenn aus den Schiffsfahrstühlen lauter seltsam verkleidete Menschen kommen – fast schon Slapstick.
Die Musik kommt von „My Name ist Claude“, und sie hat in der Doku eine ganz tragende Rolle. Manchmal wirkt sie ein wenig zu sehr wie ein Musikteppich, und auffallend ist, dass es im Grunde genommen keine Originaltöne vom Partyschiff gibt. Alle Tanzszenen sind mit Musik bestückt, man hört leider nicht, wie sich das im Original anhört, wie laut es auf so einem Schiff zugeht. Das ist dann wohl der Punkt, den man sich dann doch nur versuchen kann, vorzustellen.

Dream Boat
D 2016, Regie: Tristan Ferland Milewski
Real Fiction, 95 Minuten, ab 16
7/10


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