maischberger: Gewalt in Hamburg – Warum versagt der Staat?

MI 12.07.2017 | 23.10 Uhr | Das Erste

Es war nicht der beste Abend von Sandra Maischberger. Am Mittwochabend lud sie zum Gespräch über die Ausschreitungen beim G20-Gipfel in Hamburg. Und um es vorsichtig auszudrücken: Sie hatte die Sendung nicht im Griff, sie ist gescheitert. Aber nicht nur sie – im Grunde fast alle, die an diesem Abend im Studio saßen.

„Gewalt in Hamburg – Warum versagt der Staat?“ war die Frage bei „maischberger“ mit Sandra Maischberger im Ersten. In Wirklichkeit ging es aber nur darum, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen und empört zu sein, bei allem, was die Gegenseite sagt.

Zuhören – das scheint in Talkshows nicht mehr zu funktionieren. Zuhören, mal kurz drüber nachdenken und eventuell zu einer Erkenntnis kommen.
Bei „maischberger“ hat das nicht funktioniert. Dort hörten die Gäste oft nicht zu, sondern ärgerten sich, dass sie gerade nicht sprechen durften. Und wenn doch mal jemand etwas ausführlicher etwas erklären wollte und einfach nur mal eine Beobachtung schildern wollte, der wurde gleich von der Maischberger ausgebremst, weil wieder bloß nur ein Satz erlaubt war. Äußerst unprofessionell.

Eine echte Diskussion war aber eh nicht drin, weil alle ihre Meinungen hatten, und alle waren sie unumstößlich.
Mit dabei: die grüne Aktivistin Jutta Ditfurth. Sie war bei den Demos dabei und schilderte, was sie gesehen hat. Durchaus detailliert. Natürlich durch ihre Ansichten auch gefärbt, aber ihre Schilderungen waren dennoch sehr spannend. Sie sagte, dass die Polizei zur Eskalation der Lage beigetragen habe.
Ditfurth provozierte, und die Herren ließen sich provozieren und schossen dabei weit übers Ziel hinaus. So war CDU-Mann Wolfgang Bosbach scheinbar gar nicht mehr auffassungsfähig. Dass es die Ditfurth wagte, irgendwas gegen die Polizei zu sagen, fand er empörend. Er ätzte, sie relativiere, sie sei gegen Polizisten. Dabei hatte sie nur Beobachtungen geschildert, die man hinnehmen kann, die man hinterfragen kann – aber auch gleich empörend finden muss? Und, sehr geehrter Herr Bosbach, Sie waren an diesem Abend nie ausfallend? Boßbach warf Ditfurth vor, auch den Polizisten Joachim Lenders mehrfach „in geradezu unverschämterweise angegangen“ zu haben. Weil sie beschrieb, was sie sah? Und Herr Lenders war ebenso wenig ausfallend gegenüber Frau Ditfurth? Dummes Gesabbel, warf er ihr vor. Die Polizei habe alles richtig gemacht.
Das ist merkwürdig, zeigte Maischberber doch Minuten vorher einen Beitrag darüber, was beim Polizeieinsatz schief lief. Nur leider ging dann keiner drauf ein, weil ja angeblich alles tutti war und eigentlich nur Frau Ditfurth es nicht begreifen würde.
Leider auch ein Punkt, in dem Sandra Maischberger als Gesprächsführerin versagt hat.
Wie übrigens leider auch Hans-Ulrich Jörges, der stern-Kolumnist, der von berlin aus genau gesehen haben will, wohin sich Demonstranten verteilt hätten und wie das alles genau ablief. Jörges war es auch, der das Ganze von Berlin aus besser beobachtet haben will als Jutta Ditfurth, die dabei war.

Mit dummen Gesabbel hat Polizist Lenders natürlich auch nichts am Hut, wenn er sagt, dass Linke für Extremismus stünden, dass das gleichzusetzen sei. Dabei ist das natürlich Unsinn. Oder ist die ja durchaus rechts stehende CSU auch für Extremismus bekannt? Oder ist die CSU gar nicht mehr rechts, weil rechts… weil man ja nicht mehr rechts ist?

Wolfgang Bosbach war es dann auch, der irgendwann die Runde verließ und für den peinlichsten Moment sorgte. Er wollte ein Zeichen setzen, weil er ja angeblich von Jutta Ditfurth immer nur beleidigt werden würde. Dabei war es Bosbach, der in der Diskussion genau null von irgendwelchen Ansichten abweichen wollte und nicht bereit war, auch nur ansatzweise Meinungen zu hinterfragen oder zu überdenken.
Das soll nicht heißen, dass Jutta Ditfurth mit allem recht hat, aber wer angebliche Beleidigungen mit teils heftigeren, persönlichen Beleidigungen kontert, der hat das Diskutieren verlernt. So wirkte Bosbach an diesem Mittwoch einfach nur wie eine beleidigte Leberwurst im Kindergarten. Aber im Wahlkampf kann man seine Fans sicherlich damit erfreuen.

Als dann Maischberger Jutta Ditfurth bat, doch auch die Sendung zu verlassen, wegen der Parität, da müssen die Moderatorin alle guten Geister verlassen haben. Weil Bosbach bockig war, sollte auch Ditfurth gehen? Sie blieb einfach, völlig richtig, durfte aber offenbar nichts mehr sagen. Im Grunde war an diesem Punkt die Sendung völlig im Eimer.
Nicht nur der G20-Gipfel ist eskaliert, sondern auch der G20-Talk.


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Kommentare

Eine Antwort zu „maischberger: Gewalt in Hamburg – Warum versagt der Staat?“

  1. […] im Studio weitergesprochen wird. Als beim selben Thema bei Maischberger sich die Gemüter erhitzen, verlässt Wolfgang Bosbach wütend die Arena, weil er sich von Jutta Ditfurth beleidigt gefühlt hat – nicht ohne auch selbst auszuteilen. […]

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