Der Augenblick – Verzeihen ohne Worte

SO 09.07.2017 | 18.55 Uhr | Sat.1

Haben wir Zoff, werden wir laut. Und nach dem Lautwerden, sprechen wir dann manchmal gar nicht mehr miteinander. Oft tagelang, manchmal wochenlang, hin und wieder jahrelang. Oder gar für immer.
Bei Sat.1 hat man ein Mittel gefunden, um Streits ganz anders zu lösen: in dem man sich anschweigt.

„Der Augenblick – Verzeihen ohne Worte“ heißt die Sendung, die am frühen Sonntagabend bei Sat.1 angelaufen ist. Dort treffen sich Menschen, die sich lange nichts mehr zu sagen hatten, die sich stritten, die sich vielleicht nicht mehr mögen.
Sie werden in eine Kabine gesetzt, dort sitzen sie sich gegenüber – und schweigen. Und sehen sich an.
Es ist beeindruckend, was dann geschieht: Man wird nervös, man schaut sich an, und da scheint ein Gefühl aufzukommen. Ist irgendwo noch Liebe und Zuneigung vorhanden, dann bricht sie dort unter Umständen wieder auf.

So war es am Sonntag: Ein Mann und seine Freundin saßen sich gegenüber. Sie hat Mist gebaut, ihr war das peinlich. Und dann saßen sie da. Der Mann brauchte nicht lange, dann musste er aufstehen, um sie zu umarmen. Irgendwie rührend.

Aber reicht das für eine einstündige Sendung? Anscheinend nicht, denn die Quoten waren mehr als mau. Allerdings wirkt „Der Augenblick“ auch seltsam kalt, was an der Beziehungsexpertin liegt, die spröde und im Österreich-Dialekt ständig irgendwas erklärt und dabei wie eine strenge Frau Doktor wirkt. Macht irgendwie alles kaputt. Wir überhaupt drumherum ziemlich viel geredet wird, denn nur Schweigen war sogar für die Sat.1-Verantwortlichen zu wenig.
Auch wird man es bei Sat.1 wohl nie lernen, Werbeblöcke richtig zu platzieren: Sie kamen immer direkt vor der Begegnung. Was an sich spannend ist, aber die Sendung begann nach der Reklame kommentarlos mit den Schweige-Sequenzen. Für Zufalls-Zapper eher ein Grund zum Weiterzappen.

Deshalb: Schöne Idee, aber nichts, was man sich öfter ansehen würde. Eher so was für den Augenblick…


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