Luthers Reformation als Theater-Experiment

Jugendliche von der Kremmener Goethe-Oberschule waren gestern in der Nikolaikirche – es gab viel Lob und Kritik, aber die Vorbereitung war mangelhaft

MAZ Oberhavel, 23.5.2017

Kremmen.
Für alle Beteiligten war es ein spannendes Experiment. Gut 180 Jungen und Mädchen von der Oberschule Kremmen sahen sich gestern Vormittag in der Nikolaikirche das musikalische Theaterstück „Play Luther“ an. Ein Experiment deshalb, weil das gut 90-minütige Stück keine immer so leicht verdaubare Kost ist.

In der Aufführung zeigen Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach wie Luther damals lebte, welche Diskussionen damals geführt worden sind, welche Zwänge und Regeln herrschten und welche Auswirkungen Martin Luthers Reformationsbestrebungen im Jahr 1517 hatten. Das alles aber in einer Mischung aus moderner und altertümlicher Sprache sowie mit Liedern von Luther in modernem Stil.

Nicht alle Oberschüler sind mit diesem Stoff klar gekommen, zwischendurch war es ziemlich laut in der Kirche – auch für die beiden Schauspieler ein echter Kraftakt. „Das war eine unserer härtesten Veranstaltungen“, gab Lukas Ullrich im Anschluss zu. „Klar dürfen sie auch mal quatschen, und wir fordern sie ja auch ganz schön, aber sie müssen auch zuhören, um vielleicht auch Brücken zu ihrem Geschichtsunterricht zu erkennen.“

Dennoch hat es den meisten Schülern gefallen. „Eigentlich war es voll gut“, sagte Charline (14) danach. Auch wenn sie, wie sie sagte, nicht alles verstanden hat. „Manchmal ging alles ein bisschen schnell“, sagte Elias (16). „Aber eigentlich fand ich es ganz gut.“
Maria-Viktoria (15) fand die Diskussionen im Luther-Stück ganz spannend. „Mir hat es gefallen.“ Wie auch Martin-Michael (18) ist sie katholisch und mit der Luther-Geschichte nicht ganz unvertraut. Was ihm ein bisschen sauer aufgestoßen ist, war die Fäkalsprache, die im Stück manchmal vorkam.
Oliver (15) und Amrullah (15), die das Stück mehr oder weniger freiwillig in Lehrerbegleitung vorzeitig verlassen haben, waren nicht ganz so begeistert. „Eigentlich haben sie es gut gemacht, aber sie haben es nicht ernst rübergebracht“, sagte Oliver. „Früher war es nicht so lustig“, sagt er über die damalige Zeit, um die es im Stück ging. Amrullah, der aus Afghanistan kommt und seit 15 Monaten hier lebt, sah so ein Stück das erste Mal. „Das war alles viel zu schnell.“
Wie überhaupt alle befragten Schüler anmerkten, dass sie auf das Stück selbst nicht vorbereitet, ein wenig ins kalte Wasser geschubst worden sind.
Schulleiterin Elke Schwabe aber war zufrieden. „Das war eine gute Veranstaltung.“ Das sei Geschichte, die für die Jugendlichen heute schon sehr weit weg sei.


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