Einsamkeit und Sex und Mitleid

Einsamkeit.
Sex.
Mitleid.
Das sind die drei Zutaten des Filmes von Lars Montag. Er bringt Menschen zusammen, die scheinbar (und offenbar) nicht zusammengehören. Einsame Menschen. Menschen auf der Suche nach Sex. Bemitleidenswerte Menschen.
Und alle hängen sie irgendwie miteinander zusammen.

Da ist der Lehrer Ecki Nölten (Bernhard Schütz), der seinen Job verloren hat und sich nun an der Welt rächen will, der nicht weiß, wohin mit seinem Frust. Da ist der Bienenzüchter Robert Pfennig (Rainer Bock), dessen Ehe mau verläuft und der Ecki kennenlernt – und seine andere Seite wieder ausleben will. Roberts Tochter lernt unterdessen den großmäuligen Mahmud (Hussein Eliraqui) kennen, der sie für 100 Euro mal lecken will – aber eigentlich nach Liebe sucht. Mahmud wiederum gerät in einen Streit von Thomas (Jan Henrik Stahlberg und Carla (Friederike Kempter), der sich bald gegen Mahmud selbst richtet – und der gezielt handelt.
Außerdem eine Frau vor der Scheidung, die sich Callboys kommen lässt, eine Künstlerin, die Sex sucht und Kunstobjekte.
Und so weiter.

„Einsamkeit und Sex und Mitleid“ handelt von lauter Menschen, die irgendwie am Ende sind. Die traurig, deprimiert, verstört sind. Und dennoch: Es ist kein Drama, das durchweg schrecklich ist, bei dem man heulen will und muss.
Lars Montag schafft ein Gesellschaftspanorama. Wir sehen Leute, die ständig am Handy hängen. Leute, die sich beeinflussen lassen – von der Religion oder anderen Menschen. Andere, für die Sex ein Geschäft – oder Mittel zum Zweck ist.
In diesem Film gibt es keine Helden. Stattdessen handelt es sich fast ausschließlich um Opfer. Opfer der Gesellschaft, der neuen digitalen Welt, Opfer einer neuen seltsamen Individualität, die immer weniger Empathie zulässt. Und stattdessen immer egoistischer wird.
Das Ensemble ist durchweg toll, es ist zusammengesetzt aus extrem verschiedenen Menschen. Das macht das alles zwei Stunden unglaublich interessant und packend. Irgendwie böse, tragikomisch und manchmal fast unglaublich.

Einsamkeit und Sex und Mitleid
D 2016, Regie: Lars Montag
X-Verleih, 119 Minuten, ab 16
9/10


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