Expedition Happiness

Ein Mann, eine Frau und ein Hund. Ein umgebauter US-Schulbus. Eine Reise.
Vielmehr Zutaten braucht die Doku von Felix Starck und Selima Taibi nicht.
Der Zuschauer wohnt 101 Minuten lang der „Expedition Happiness“ bei.

Felix Starck und seine Freundin Selima Taibi geben ihre Wohnung auf, ohne zu wissen, wie es weitergeht. Wie wissen nur, sie müssen mal raus.
Die Idee: Sie kaufen in den USA einen alten Schulbus und bauen ihn zum Wohnmobil umzubauen.
Dann machen sich die beiden mit Berner Sennenhund Rudi auf den Weg. Zunächst fahren sie durch Kanada nach Alaska. Von da aus geht es gen Süden, durch den amerikanischen Kontinent bis Argentinien.

Dass diese Reisedoku funktioniert, liegt an der durchaus spannenden und sehenswerten Route, die die kleine Familie nimmt. Und das, was sie erleben. Sie sehen hohe Berge und Gletscher und später fahren sie durch die Wüste. Es geht durch große Städte, an der Küste entlang und über Schlaglochpisten.
In Mexico lernen sie viele Leute kennen, verlieben sich in die Kultur und die Städte.
Der Film hätte aber auch sehr schief gehen können – wie sich insbesondere in der ersten Hälfte zeigt. Zeitweise krankt der Film ein wenig daran, dass Felix und Selima immer nur davon reden, was sie erleben. Oft ist die Kamera, die sie ja immer nur selbst bedienen, nicht dabei. Auch nervt ein wenig das Rosarote an der Tour. Alle haben sich lieb, alles ist schön, alles ist dufte, und es wirkt manchmal wie ein überlanges Reisevideo für die Familie, in der man immer wieder Grüße ausrichtet und sagt, alles sei toll. Der Soundtrack hätte gern ein bisschen abwechslungsreicher sein können, die Songs sind gut, aber in der Ansammlung dann doch ein wenig zu wohlfühlmäßig.
Für eine Kino-Doku ist das zu wenig, zumal es an sich keinen echten Spannungsbogen gibt. Die Reise hat keinen speziellen Grund, es gibt kein Ziel, keine Aufgabe. Sie reisen einfach nur.
Dazu kommt, dass Nordamerika dünn besiedelt ist, sie lernen keine Menschen kennen, alles wirkt filmtechnisch ein bisschen blutleer. Was übrigens nicht heißt, dass es langweilig ist. Langweilig ist der Film an keiner Stelle!
Die zweite Hälfte ist in jeglicher Hinsicht spannender: Felix und Selima müssen Hindernisse überwinden, die erleben Rückschläge (oft aber auch nur in Erzählform), der Hund wird sehr krank. Die Gegenden, die sie erkunden, sind spannender.
Am Ende ist die Doku also dennoch sehr sehenswert. Die Familie wächst eine durchaus ein bisschen ans Herz, man war auf auf einer interessanten Reise dabei und bekommt selbst auch Reiselust.

Expedition Happiness
D 2017, Regie: Felix Starck
Central, 101 Minuten, ab 0
7/10


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