Echo 2017 – Der Deutsche Musikpreis

FR 07.04.2017 | 20.15 Uhr | VOX

Ich bin mir nicht ganz sicher: War das wirklich der Echo 2017, den VOX am Freitagabend ausgestrahlt hat? Die Preisverleihung, die so trutschig geworden war, dass selbst die gute, alte Tante ARD müde abgewunken hat und das Ganze nicht mehr senden wollte? Die Preisverleihung, die bei VOX zur neuen Hochform auflaufen sollte?
Das ist so ziemlich in die Hose gegangen, und der „Echo 2017″ war in jeglicher Hinsicht ein Desaster.

Angefangen bei Xavier Naidoo und Sasha, die durch den Abend führten und der Meinung waren, dass sie die geilsten Hosts (nein, nicht Moderatoren, das ist ARD-like) aller Zeiten seien. „Hier kommt ein Echo der Musik! Falls du nicht weißt, wie dir geschieht! Vergessen Terrorangst und Krieg! Wir feiern heute die Musik!“, sangen die beiden zu Beginn, und in erstaunlicher Rasanz war da der erste Tiefpunkt schon erreicht. Eines muss man Sasha und Xavier aber lassen: Völlig konstant versemmelten sie Gag an Gag. Lachpausen bleiben eiskalt unbelacht, es fehlten nur die zirpenden Grillen. Besonders ärgerlich: Selbst keine Moderation auf die Reihe bekommen, aber sich über mehrfache Echo-Gewinnerin Helene Fischer lustig machen. Extrem fehl am Platz.

Wie überhaupt die komplette Show null funktioniert hat. Es gab keine funktionierenden Übergänge, keine Laudatoren, die Preise wurden runtergespult, irgendwie gelangweilt. Zwischendurch latschten Sasha oder Xavier durchs Publikum und stellte sinnfreie Fragen. Der Saal sah aus wie die Betriebsfeier einer Versicherung in Zahlungsschwierigekeiten. Der Ansatz, den Pomp wegzulassen ist ja ganz okay, aber es dafür einfach nach Nichts aussehen zu lassen, ist dann doch armselig.
Ebenso wie die Live-Acts. Dass Rag‘n‘Bone Man sein „Human“ singt, ist gut – aber beim Echo muss er das mit Humtata-Bläsern im Hintergrund. Schlimm.

Später wird drüber palavert, dass ja die Genre-Grenzen oft fließend sind. Dass Leute wie Adel Tawil oder Matthias Schweighöfer in Wirklichkeit auch Schlager machen (aber eben so cool sind, dass es dann doch Pop ist), dafür aber Andreas Gaballier der ewige Volksmusiker bleibt, obwohl seine Songs oft auch rockig-poppig sind, ist dann aber ein Thema für sich – und muss man nicht verstehen. Auch eine Helene Fischer macht inzwischen Pop – ist aber einfach uncool, finden viele andere Musiker. Was ich persönlich wiederum uncool finde, wenn auch Sasha und Xavier unterschwellig sich immer wieder über Schlager lustig machen.

Am Ende des Jahres bleibt eine große Müdigkeit. Und ein peinlicher Campino, der die Laudatio für eine Charity-Organisation dafür nutzt, dem Böhmermann die Meinung zu geigen, um später mitzuteilen, dass er gar nicht über Böhmermann gesprochen habe. Ahja.
Der Echo hat bei VOX zwei Drittel seiner Zuschauer verloren. Die wussten doch nicht etwa alle schon vorher, wie grauenvoll die Show wird?!


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