Håkan Lindquist: Paul, mein großer Bruder

Jonas ist Einzelkind. Wobei, das stimmt nicht so ganz. Er hat einen Bruder, der allerdings gestorben ist, bevor Jonas auf die Welt kam. Paul war gerade mal 15, als er starb. Vom Zug überfahren.
Als Jonas ins Jugendalter wird, beginnt er, neugierig zu werden. Er will alles über seinen Bruder wissen, was er rausfinden kann. Er sucht nach Bildern, fragt seine Eltern aus und trifft sich mit Daniel, einem alten Freund von Jonas‘ Mutter.
Nach und nach findet er tatsächlich einiges heraus: Vor seinem Tod hat sich Paul verliebt, und irgendwas muss geschehen sein, denn: Kann es sein, dass sich Paul absichtlich hat vom Zug überrollen lassen?

„Paul, mein großer Bruder“ vom schwedischen Autor Håkan Lindquist ist eine durchaus anrührende Geschichte. Sie braucht allerdings ein bisschen, bis sich die Wucht entfaltet. Anfangs wird das ganze doch recht konstruiert. Auch, weil wir Pauls Geschichte nur aus dem „Off“ mitbekommen. Zwischendurch gibt es aber plötzlich eine Passage, bei der der Autor plötzlich in die Paul-Zeit switcht.
Im letzten Drittel offenbart sich die komplette Story, und das liest sich dann doch spannend.
Bis dahin gelingen Lindquist einige interessante Nebelkerzen, wenn er den Leser (und Jonas) auf falsche Fährten und Gedankengänge führt.
Peinlich ist übrigens der falsche Klappentext zu diesem Buch, in dem es heißt, Jonas erfahre mit 16 von seinem Bruder. Dabei gibt es schon auf der allerersten Romanseite die Szene, in der Jonas als fast dreijähriger seine Eltern fragt, wer das auf dem Bild sei – und erfährt, dass es sich um seinen verstorbenen Bruder handele.

Håkan Lindquist: Paul, mein großer Bruder
Bruno Gmünder, 174 Seiten
7/10


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert