Da, wo London (angeblich) am sichersten ist

Es ist wohl wieder ein Terrorangriff, diesmal in London. Vier Menschen sterben, plus der Attentäter.
Passiert ist das alles am Mittwoch nahe des Londoner Parlaments, unweit der Westminster-Brücke.
In mehreren Kommentaren, zum Beispiel von der ARD-London-Korrespondentin Hanni Hüsch, war die Verwunderung zu hören, wie denn so ein Anschlag ausgerechnet dort passieren könnte, wo London am sichersten sei.

Solche Kommentare wundern mich. Wieso sollte London dort besonders sicher sein? Werden dort sämtliche Autos überprüft, die über die Westminster-Brücke und am Parlament vorbei rollen? Gibt es dort spezielle Personenkontrollen?
Ja, vermutlich ist die Gegend kameraüberwacht. Vermutlich wird man überall dort permanent beobachtet. Aber das schützt doch nicht vor irgendwelchen Anschlägen! Damit verhindert doch niemand, dass ein Irrer in eine Menschenmenge rast. Leider.

In Berlin zum Beispiel. Neulich war ich im Tipi am Kanzleramt, ein bisschen Live-Kultur genießen. Dazu rollte ich mit meinem Auto am Hauptbahnhof vorbei ins Regierungsviertel. Am Kanzleramt vorbei, unweit des Reichstages. Mitten durch die Schaltzentrale der Macht.
Man wird dort nicht kontrolliert, niemand wird dort kontrolliert. Heißt: Niemand kann sich sicher sein, dass da jemand mit einer Autobombe langfährt. Auch in diesem Fall: leider.

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir nirgendwo richtig sicher sind. Wir müssen damit umgehen, dass uns niemand, wirklich niemand, die absolute Sicherheit garantieren kann. Ansonsten würden wir in einem Überwachungs- und Überprüfungschaos landen, wir könnten uns nicht mehr frei bewegen.
Wir müssen uns also entscheiden, was wir wollen. Und ich bin für die Freiheit. Auch wenn es deshalb keine Komplettsicherheit gibt. Das sollte uns aber keine Angst machen, ein gesundes Maß an Aufmerksamkeit reicht aus.

Aber genau deshalb ist die Verwunderung über den ach so sicheren Ort des Londoner Anschlages absoluter Nonsens. Journalisten sollten es wirklich besser wissen.


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